|
Muss ein Reitplatz genehmigt werden?
Zunächst unterliegt der Bau
eines Reitplatzes in der Regel der Genehmigungspfl icht durch die Baubehörde.
Wird ohne Genehmigung gebaut, besteht die Gefahr, dass der neue Platz wieder abgerissen
werden muss. Einer nachträglichen Genehmigung stimmen nicht alle Ämter ohne Weiteres
zu – beim Reitplatzbau sind nämlich unter anderem auch die Belange des Naturschutzes
und anderer Stellen zu berücksichtigen.
Es gibt aber auch Bundesländer,
in denen der Reitplatzbau genehmigungsfrei ist oder nur eine Bauanzeige eingebracht
werden muss. Da die Bauordnungen teils sehr unterschiedlich ausfallen, muss sich
jeder Pferdebesitzer bei der für sein Gebiet zuständigen Baubehörde erkundigen.
Normalerweise
ist eine Baugenehmigung immer dann erforderlich, wenn eine bestimmte Menge an
Erdbewegungen getätigt, der Untergrund abgetragen oder ein Fundament errichtet
wird. Somit kann ein in konventioneller Bauweise (Abschieben des Mutterbodens
und Einbringen einer Tragschicht) erstellter Trainingsbereich nur mit Genehmigung
gebaut werden, während lediglich ein Obenaufbau, wie es von manchen Firmen angeboten
wird, genehmigungsfrei sein kann.
Selbst wenn es sich um eine genehmigungsfreie
Baumaßnahme handelt, sollte man Rücksprache mit dem Bauamt halten, um abzuklären,
ob mit dem Bau nicht andere Bereiche (wie Naturoder Gewässerschutz) tangiert werden,
die gegen den Bau eines Reitplatzes sprechen. Äußerst unangenehm können die Folgen
eines sogenannten Schwarzbaus werden, wenn die Behörde davon Wind bekommt und
den Abriss des Reitplatzes (und Wiederherstellung des ursprünglichen Areals) anordnet.
Wenn
der Reitplatz aus gewerblichen Gründen gebaut werden soll (z. B. weil man einen
Pensionsstall betreibt), ist eine Genehmigung in der Regel einfacher zu erhalten,
als wenn ein privater Hobby-Pferdehalter einen Platz anlegen möchte. Weil der
Pensionsstallbetreiber wirtschaftlich darauf angewiesen ist, kann eine Genehmigung
leichter erfolgen. Oft werden Reitplätze oder Reithallen ab einem Umfang von 20
Einstellern genehmigt, weil dies etwa die Zahl an Pferden darstellt, mit der sich
der Bau der Trainingsbahn langfristig auszahlen kann. Wenn dies nicht der Fall
ist, gehen die Behörden immer von einer hobbymäßigen Nutzung aus und widersprechen
damit oft der Genehmigung.
Örtliche Gegebenheiten überdenken
Ist
die Frage der Genehmigung grundsätzlich geklärt, kann man sich Gedanken darüber
machen, an welchem Ort der Reitplatz angelegt werden soll. Hier spielen die örtlichen
Gegebenheiten natürlich die entscheidende Rolle. Ist das Gelände sehr steil oder
hügelig, muss mit größeren Erdarbeiten gerechnet werden, die wiederum entsprechende
Kosten verursachen.
Der Platz sollte möglichst nicht in einer Senke angelegt
werden, in der sich das Wasser sammelt, denn auch mit der besten Drainage wird
der Reitplatz sonst oft unter Wasser stehen und damit unbereitbar werden.
Wählt
man allerdings die Lage auf einem Hügel, kann der vermehrte, stärkere Wind lästig
werden und außerdem feinkörnigen Sand schnell abtragen. Liegt der Platz dagegen
im Schutz von Laubbäumen, ist im Herbst Ärger mit viel Laub auf dem Reitplatz,
das wiederum die Drainagen schnell verstopft, vorprogrammiert. Verrottetes Laub
mindert auch die Qualität der Tretschicht, die dann früher gewechselt werden muss.
Nicht zuletzt muss man sich auch Gedanken über die Lage des Reitplatzes hinsichtlich
der Erreichbarkeit machen. Eine gute und sichere Zugänglichkeit für Reiter und
Pferde ist absolute Pfl icht, aber auch der LKW sollte mühelos auf den Platz fahren
können, wenn beispielsweise der Austausch der Tretschicht ansteht. Mit dem Traktor
oder ähnlichen Fahrzeugen muss der Platz ebenfalls öfters befahrbar sein können,
sei es zum Auf- und Abbau einer schweren Trailbrücke oder einfach nur, um den
Platz abzuziehen.
Weitere äußere Einfl üsse wie angrenzende Straßen sind
ebenfalls in die Überlegungen einzubeziehen. Soll auf dem Reitplatz regelmäßiger
Unterricht erteilt werden, kann der Verkehrslärm einer vorbeiführenden Straße
sehr störend sein. Auch die Ausbildung von jungen Pferden wäre ein größeres Risiko,
wenn Lastwagen und Autos mit großem Getöse direkt am Reitplatz entlang vorbeidonnern.
Belastbarkeit
und Nutzung prüfen
Wenn die Entscheidung für einen Standort gefallen
ist, kann die detaillierte Planung angegangen werden. Ein großer Diskussionspunkt
ist der Aufbau des Reitplatzes. Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten, wobei
diese auch immer von dem Material abhängen, das in der jeweiligen Gegend zur Verfügung
steht. Am günstigsten ist die Entscheidung für Sande und Tragschichtmaterialien,
die in näherer Umgebung in Kiesgruben abgebaut werden – das senkt die Transportkosten
enorm. Hat man aber spezielle Vorstellungen, muss teils tief in die Tasche gegriffen
werden. Hier stellt sich deshalb auch die Frage nach dem Zweck und späteren Einsatzbereich
des Reitplatzes. Es ist also zu klären, für welche Disziplin der Platz vorwiegend
gebaut werden soll. Soll Dressur, Springen, Reining oder nur Trail geritten werden?
Für einen Stall, in der hauptsächlich Reiningpferde trainiert werden, stellen
sich ganz spezielle Anforderungen an Tret- und Trennschicht. Für den freizeitmäßigen
Einsatz oder für die Basisausbildung des Pferdes können beim Aufbau Kosten gespart
werden. Dass dann aber Sliding Stops nicht möglich sind, sollte im Vorfeld klar
sein.
Zu Bedenken ist auch, wie viele Pferde im Durchschnitt täglich auf
dem Reitplatz gearbeitet werden. Die Auswahl der Materialien muss den Belastungsanspruch
mit einbeziehen. Soll der Platz nur für das Training oder auch für Turniere genutzt
werden? Dann sind eventuell auch Tribünen und Zuschauerareale einzuplanen. Außerdem
sind aufgrund der unterschiedlichen Disziplinen, die dann in der Regel auf dem
Platz geritten werden, wieder gesonderte Anforderungen notwendig.
Um die
Einsatzmöglichkeiten des Reitplatzes offen zu gestalten, ist es empfehlenswert,
die Größe von 20 x 40 Metern anzustreben (erforderlich auch für die Durchführung
von Abzeichenprüfungen). Für den privaten Trainingsgebrauch reichen auch schon
mal 15 x 30 Meter, wenn nicht gerade Reining geritten oder ein Springparcours
aufgebaut werden soll. Hier muss ein größeres Platzangebot eingeplant werden.
Es
gibt zwar Pferdebesitzer, die auf die Idee kommen, ein Stück Wiese abzugrenzen,
darauf eine Fuhre Sand aufzuschütten und fertig ist der Reitplatz – die anfängliche
Begeisterung wird im Laufe der Zeit jedoch fast immer in Frustration umschlagen,
weil sich der Untergrund irgendwann mit dem Sand vermischt und der Platz matschig
wird. Bei kiesigem oder steinigem Untergrund dauert die Vermischung etwas länger,
hier sind aber schon bald große Steine ein Wermutstropfen, die sich im Laufe der
Zeit hocharbeiten. Diese Probleme sind nur mit einer Trennschicht lösbar.
Bei
Kompromisslösungen mit fehlender Trennund Tragschicht wird man auch ein Wasserproblem
bekommen. Im Laufe der Zeit verdichtet sich durch die Pferdehufe der Untergrund
derart, dass eine Wasserdurchlässigkeit irgendwann kaum mehr gegeben ist. Regenwasser
bleibt darum auf dem Platz stehen, bildet über lange Zeit große Pfützen und kann
den Platz unbereitbar machen.
Die Kernfaktoren: Trag-, Trenn- und Tretschicht
Darum
gilt die wichtige Regel, dass der Reitplatz – wenn er seinen Zweck vernünftig
erfüllen soll – aus drei Schichten bestehen muss: 1. Tragschicht, 2. Trennschicht,
3. Tretschicht.
Die Tragschicht muss aus einem tragfähigen, aber wasserdurchlässigen
Material bestehen. Hierfür eignen sich verschiedene Kiesarten (Frostschutzkies,
in einigen Gegenden auch als Bergkies bekannt). Eine bessere Möglichkeit stellt
aufgrund der Wasserdurchlässigkeit Schotter dar. Wird Schotter eingebaut, erübrigt
sich auch die Drainage, die bei feinerem Material (Lava, Kies etc.) zusätzlich
alle fünf bis sieben Meter eingebaut werden muss. Das Problem bei Drainagerohren
ist, dass sie im Laufe der Zeit zugeschwemmt werden und dann ihre Funktion nicht
mehr erfüllen können.
Anstelle von Schotter gibt es eine noch billigere
Lösung, die aber genausogut ihren Zweck erfüllt: Betonbruch. Dieses Recyclingmaterial
wird bei Hausabbrüchen gewonnen. Das Abbruchmaterial wird mit speziellen Maschinen
so klein gebrochen, dass etwa faustgroße Betonund Steinbrocken übrig bleiben.
Dieses Material erfüllt denselben Zweck wie Schotter, ist jedoch um einiges günstiger.
Die
nun aufzubringende Trennschicht (welches mit Gefälle von etwa drei Prozent erstellt
wird) sorgt dafür, dass sich Tretschicht und Tragschicht nicht vermischen. Hierfür
gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vom einfachen Vlies, das aber vernäht
oder verschweißt werden muss, damit es keine Falten wirft und sich durch die Tretschicht
hocharbeitet, eignen sich auch Reitplatzlochplatten, die von verschiedenen Firmen
angeboten werden. Diese Rastermatten sind aber vergleichsweise sehr teuer, bilden
jedoch eine gute Führschicht für Reiningböden.
Wiederum eine günstige Lösung
mit Recyclingmaterial bietet für die Trennschicht der Einbau von Asphaltbruch.
Dieses Material entsteht beim Abfräsen von Straßen, die mit neuem Belag versehen
werden. Der Asphaltbruch ist zunächst körnig und wird nach dem Aufbringen mit
einer Walze verdichtet. Dadurch entsteht eine glatte, feste Fläche, die aber immer
noch genügend wasserdurchlässig ist. Das Bitumen im Asphaltbruch sorgt für eine
optimale Bindung. Man sollte die gewalzte Trennschicht einen Tag in der Sonne
„schmoren“ lassen; damit klebt die Trennschicht besser, weil das Bitumen in der
Hitze weich wird.
Sand ist nicht gleich Sand
Auf die Trennschicht
wird schließlich die Tretschicht aufgebracht. Hierfür wird meist Sand gewählt,
wobei es hier sehr große Unterschiede gibt. Feine Sande sind huffreundlich, werden
aber bei Trockenheit staubig und bei Nässe klebrig, wodurch das Abfl ießen des
Wassers behindert wird. Außerdem wird feiner Sand in windanfälligen Arealen schnell
weggeblasen, so dass hier häufi g nachgefüllt werden muss.
Wählt man jedoch
einen groben Sand mit einer Körnung von 0-8 mm, ist es kaum möglich, diesen Platz
mit barfuß gehenden Pferden zu bereiten. Grobe (und gebrochene) Sande schmiergeln
stark an den Hufen. Als gute Lösung hat sich gewaschener Flusssand mit einer Körnung
von 0-4 mm erwiesen.
Auch Hackschnitzel haben sich als Belag bewährt, wobei
es meist Sinn macht, diese huffreundliche Tretschicht mit Sand zu mischen. Hackschnitzel
verrotten allerdings im Laufe der Zeit und müssen nach etwa drei Jahren erneuert
werden. Nachteilig ist dabei die Entstehung von Bakterien, die dem Huf zusetzen
können.
Wichtig ist, dass man für die Tretschicht nicht zu viel Material
aufbringt. Ideal sind etwa sieben Zentimeter. Die meist empfohlenen zehn oder
mehr Zentimeter machen den Boden zu tief, was sehr belastend für die Sehnen der
Pferde ist.
Je nach den örtlichen Gegebenheiten, die Menge der Erdbewegungen
für den Unterbau und die Preise der Materialien vor Ort kann man einen Reitplatz
schon für etwa 8000 Euro von einer Firma erstellen lassen. Die Preise schwanken
jedoch stark und nach oben sind keine Grenzen gesetzt, weil sehr viele Faktoren
mit einbezogen werden müssen. Hinzu kommen außerdem noch die Kosten für die Einfassung
(Sandsperre) und Umzäunung.
Mehr zum Thema Neue
Veröffentlichung Fuß: Empfehlungen
für Planung, Bau und Instandhaltung von Reitplätzen im Freien
Quelle: Renate
Ettl für westernreiter (EWU)
Fragen? Die 18 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter, z.B.
Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht. Zum
wittelsbuerger.com-Expertenforum gelangen Sie hier.
|