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Um ein Pferd korrekt ausbilden und gymnastizieren zu können, ist es unumgänglich, den Vierbeiner auf einem Reitplatz oder in einer Reithalle zu arbeiten. Das Training im Gelände reicht hierfür in der Regel nicht aus, beziehungsweise lässt viele wichtige Lektionen nicht zu.

So trägt sich fast jeder Pferdebesitzer und Reiter früher oder später mit dem Gedanken, einen Reitplatz oder gar eine Halle zu bauen, wenn er seine Pferde in Eigenregie hält und nicht in einem Pensionsstall untergebracht hat. Da der Bau einer Reithalle mit enormen Kosten und aufwändigen Genehmigungsverfahren verbunden ist, entscheiden sich die meisten Privatpferdehalter für einen Reitplatz. Damit ist man zwar wetterabhängig, doch gestaltet sich der Bau im Allgemeinen wesentlich kostengünstiger. Und hier liegt schon das erste Problem beim Bau eines Reitplatzes, der der Witterung ausgesetzt ist: Im Gegensatz zum Hallenboden muss der Boden des Reitplatzes eine große Niederschlagsmenge vertragen können. Das Regenwasser sollte möglichst schnell abgeleitet werden, damit die Tretschicht nicht mit Pfützen übersät und das Reitvergnügen beeinträchtigt ist. Doch bevor man sich Gedanken über den Aufbau des Reitplatzes machen kann, müssen zuerst andere Fragen geklärt werden.


 

Muss ein Reitplatz genehmigt werden?

Zunächst unterliegt der Bau eines Reitplatzes in der Regel der Genehmigungspfl icht durch die Baubehörde. Wird ohne Genehmigung gebaut, besteht die Gefahr, dass der neue Platz wieder abgerissen werden muss. Einer nachträglichen Genehmigung stimmen nicht alle Ämter ohne Weiteres zu – beim Reitplatzbau sind nämlich unter anderem auch die Belange des Naturschutzes und anderer Stellen zu berücksichtigen.

Es gibt aber auch Bundesländer, in denen der Reitplatzbau genehmigungsfrei ist oder nur eine Bauanzeige eingebracht werden muss. Da die Bauordnungen teils sehr unterschiedlich ausfallen, muss sich jeder Pferdebesitzer bei der für sein Gebiet zuständigen Baubehörde erkundigen.

Normalerweise ist eine Baugenehmigung immer dann erforderlich, wenn eine bestimmte Menge an Erdbewegungen getätigt, der Untergrund abgetragen oder ein Fundament errichtet wird. Somit kann ein in konventioneller Bauweise (Abschieben des Mutterbodens und Einbringen einer Tragschicht) erstellter Trainingsbereich nur mit Genehmigung gebaut werden, während lediglich ein Obenaufbau, wie es von manchen Firmen angeboten wird, genehmigungsfrei sein kann.

Selbst wenn es sich um eine genehmigungsfreie Baumaßnahme handelt, sollte man Rücksprache mit dem Bauamt halten, um abzuklären, ob mit dem Bau nicht andere Bereiche (wie Naturoder Gewässerschutz) tangiert werden, die gegen den Bau eines Reitplatzes sprechen. Äußerst unangenehm können die Folgen eines sogenannten Schwarzbaus werden, wenn die Behörde davon Wind bekommt und den Abriss des Reitplatzes (und Wiederherstellung des ursprünglichen Areals) anordnet.

Wenn der Reitplatz aus gewerblichen Gründen gebaut werden soll (z. B. weil man einen Pensionsstall betreibt), ist eine Genehmigung in der Regel einfacher zu erhalten, als wenn ein privater Hobby-Pferdehalter einen Platz anlegen möchte. Weil der Pensionsstallbetreiber wirtschaftlich darauf angewiesen ist, kann eine Genehmigung leichter erfolgen. Oft werden Reitplätze oder Reithallen ab einem Umfang von 20 Einstellern genehmigt, weil dies etwa die Zahl an Pferden darstellt, mit der sich der Bau der Trainingsbahn langfristig auszahlen kann. Wenn dies nicht der Fall ist, gehen die Behörden immer von einer hobbymäßigen Nutzung aus und widersprechen damit oft der Genehmigung.

Örtliche Gegebenheiten überdenken

Ist die Frage der Genehmigung grundsätzlich geklärt, kann man sich Gedanken darüber machen, an welchem Ort der Reitplatz angelegt werden soll. Hier spielen die örtlichen Gegebenheiten natürlich die entscheidende Rolle. Ist das Gelände sehr steil oder hügelig, muss mit größeren Erdarbeiten gerechnet werden, die wiederum entsprechende Kosten verursachen.

Der Platz sollte möglichst nicht in einer Senke angelegt werden, in der sich das Wasser sammelt, denn auch mit der besten Drainage wird der Reitplatz sonst oft unter Wasser stehen und damit unbereitbar werden.

Wählt man allerdings die Lage auf einem Hügel, kann der vermehrte, stärkere Wind lästig werden und außerdem feinkörnigen Sand schnell abtragen. Liegt der Platz dagegen im Schutz von Laubbäumen, ist im Herbst Ärger mit viel Laub auf dem Reitplatz, das wiederum die Drainagen schnell verstopft, vorprogrammiert. Verrottetes Laub mindert auch die Qualität der Tretschicht, die dann früher gewechselt werden muss. Nicht zuletzt muss man sich auch Gedanken über die Lage des Reitplatzes hinsichtlich der Erreichbarkeit machen. Eine gute und sichere Zugänglichkeit für Reiter und Pferde ist absolute Pfl icht, aber auch der LKW sollte mühelos auf den Platz fahren können, wenn beispielsweise der Austausch der Tretschicht ansteht. Mit dem Traktor oder ähnlichen Fahrzeugen muss der Platz ebenfalls öfters befahrbar sein können, sei es zum Auf- und Abbau einer schweren Trailbrücke oder einfach nur, um den Platz abzuziehen.

Weitere äußere Einfl üsse wie angrenzende Straßen sind ebenfalls in die Überlegungen einzubeziehen. Soll auf dem Reitplatz regelmäßiger Unterricht erteilt werden, kann der Verkehrslärm einer vorbeiführenden Straße sehr störend sein. Auch die Ausbildung von jungen Pferden wäre ein größeres Risiko, wenn Lastwagen und Autos mit großem Getöse direkt am Reitplatz entlang vorbeidonnern.

Belastbarkeit und Nutzung prüfen


Wenn die Entscheidung für einen Standort gefallen ist, kann die detaillierte Planung angegangen werden. Ein großer Diskussionspunkt ist der Aufbau des Reitplatzes. Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten, wobei diese auch immer von dem Material abhängen, das in der jeweiligen Gegend zur Verfügung steht. Am günstigsten ist die Entscheidung für Sande und Tragschichtmaterialien, die in näherer Umgebung in Kiesgruben abgebaut werden – das senkt die Transportkosten enorm. Hat man aber spezielle Vorstellungen, muss teils tief in die Tasche gegriffen werden. Hier stellt sich deshalb auch die Frage nach dem Zweck und späteren Einsatzbereich des Reitplatzes. Es ist also zu klären, für welche Disziplin der Platz vorwiegend gebaut werden soll. Soll Dressur, Springen, Reining oder nur Trail geritten werden? Für einen Stall, in der hauptsächlich Reiningpferde trainiert werden, stellen sich ganz spezielle Anforderungen an Tret- und Trennschicht. Für den freizeitmäßigen Einsatz oder für die Basisausbildung des Pferdes können beim Aufbau Kosten gespart werden. Dass dann aber Sliding Stops nicht möglich sind, sollte im Vorfeld klar sein.

Zu Bedenken ist auch, wie viele Pferde im Durchschnitt täglich auf dem Reitplatz gearbeitet werden. Die Auswahl der Materialien muss den Belastungsanspruch mit einbeziehen. Soll der Platz nur für das Training oder auch für Turniere genutzt werden? Dann sind eventuell auch Tribünen und Zuschauerareale einzuplanen. Außerdem sind aufgrund der unterschiedlichen Disziplinen, die dann in der Regel auf dem Platz geritten werden, wieder gesonderte Anforderungen notwendig.

Um die Einsatzmöglichkeiten des Reitplatzes offen zu gestalten, ist es empfehlenswert, die Größe von 20 x 40 Metern anzustreben (erforderlich auch für die Durchführung von Abzeichenprüfungen). Für den privaten Trainingsgebrauch reichen auch schon mal 15 x 30 Meter, wenn nicht gerade Reining geritten oder ein Springparcours aufgebaut werden soll. Hier muss ein größeres Platzangebot eingeplant werden.

Es gibt zwar Pferdebesitzer, die auf die Idee kommen, ein Stück Wiese abzugrenzen, darauf eine Fuhre Sand aufzuschütten und fertig ist der Reitplatz – die anfängliche Begeisterung wird im Laufe der Zeit jedoch fast immer in Frustration umschlagen, weil sich der Untergrund irgendwann mit dem Sand vermischt und der Platz matschig wird. Bei kiesigem oder steinigem Untergrund dauert die Vermischung etwas länger, hier sind aber schon bald große Steine ein Wermutstropfen, die sich im Laufe der Zeit hocharbeiten. Diese Probleme sind nur mit einer Trennschicht lösbar.

Bei Kompromisslösungen mit fehlender Trennund Tragschicht wird man auch ein Wasserproblem bekommen. Im Laufe der Zeit verdichtet sich durch die Pferdehufe der Untergrund derart, dass eine Wasserdurchlässigkeit irgendwann kaum mehr gegeben ist. Regenwasser bleibt darum auf dem Platz stehen, bildet über lange Zeit große Pfützen und kann den Platz unbereitbar machen.

Die Kernfaktoren: Trag-, Trenn- und Tretschicht

Darum gilt die wichtige Regel, dass der Reitplatz – wenn er seinen Zweck vernünftig erfüllen soll – aus drei Schichten bestehen muss: 1. Tragschicht, 2. Trennschicht, 3. Tretschicht.

Die Tragschicht muss aus einem tragfähigen, aber wasserdurchlässigen Material bestehen. Hierfür eignen sich verschiedene Kiesarten (Frostschutzkies, in einigen Gegenden auch als Bergkies bekannt). Eine bessere Möglichkeit stellt aufgrund der Wasserdurchlässigkeit Schotter dar. Wird Schotter eingebaut, erübrigt sich auch die Drainage, die bei feinerem Material (Lava, Kies etc.) zusätzlich alle fünf bis sieben Meter eingebaut werden muss. Das Problem bei Drainagerohren ist, dass sie im Laufe der Zeit zugeschwemmt werden und dann ihre Funktion nicht mehr erfüllen können.

Anstelle von Schotter gibt es eine noch billigere Lösung, die aber genausogut ihren Zweck erfüllt: Betonbruch. Dieses Recyclingmaterial wird bei Hausabbrüchen gewonnen. Das Abbruchmaterial wird mit speziellen Maschinen so klein gebrochen, dass etwa faustgroße Betonund Steinbrocken übrig bleiben. Dieses Material erfüllt denselben Zweck wie Schotter, ist jedoch um einiges günstiger.

Die nun aufzubringende Trennschicht (welches mit Gefälle von etwa drei Prozent erstellt wird) sorgt dafür, dass sich Tretschicht und Tragschicht nicht vermischen. Hierfür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Vom einfachen Vlies, das aber vernäht oder verschweißt werden muss, damit es keine Falten wirft und sich durch die Tretschicht hocharbeitet, eignen sich auch Reitplatzlochplatten, die von verschiedenen Firmen angeboten werden. Diese Rastermatten sind aber vergleichsweise sehr teuer, bilden jedoch eine gute Führschicht für Reiningböden.

Wiederum eine günstige Lösung mit Recyclingmaterial bietet für die Trennschicht der Einbau von Asphaltbruch. Dieses Material entsteht beim Abfräsen von Straßen, die mit neuem Belag versehen werden. Der Asphaltbruch ist zunächst körnig und wird nach dem Aufbringen mit einer Walze verdichtet. Dadurch entsteht eine glatte, feste Fläche, die aber immer noch genügend wasserdurchlässig ist. Das Bitumen im Asphaltbruch sorgt für eine optimale Bindung. Man sollte die gewalzte Trennschicht einen Tag in der Sonne „schmoren“ lassen; damit klebt die Trennschicht besser, weil das Bitumen in der Hitze weich wird.

Sand ist nicht gleich Sand

Auf die Trennschicht wird schließlich die Tretschicht aufgebracht. Hierfür wird meist Sand gewählt, wobei es hier sehr große Unterschiede gibt. Feine Sande sind huffreundlich, werden aber bei Trockenheit staubig und bei Nässe klebrig, wodurch das Abfl ießen des Wassers behindert wird. Außerdem wird feiner Sand in windanfälligen Arealen schnell weggeblasen, so dass hier häufi g nachgefüllt werden muss.

Wählt man jedoch einen groben Sand mit einer Körnung von 0-8 mm, ist es kaum möglich, diesen Platz mit barfuß gehenden Pferden zu bereiten. Grobe (und gebrochene) Sande schmiergeln stark an den Hufen. Als gute Lösung hat sich gewaschener Flusssand mit einer Körnung von 0-4 mm erwiesen.

Auch Hackschnitzel haben sich als Belag bewährt, wobei es meist Sinn macht, diese huffreundliche Tretschicht mit Sand zu mischen. Hackschnitzel verrotten allerdings im Laufe der Zeit und müssen nach etwa drei Jahren erneuert werden. Nachteilig ist dabei die Entstehung von Bakterien, die dem Huf zusetzen können.

Wichtig ist, dass man für die Tretschicht nicht zu viel Material aufbringt. Ideal sind etwa sieben Zentimeter. Die meist empfohlenen zehn oder mehr Zentimeter machen den Boden zu tief, was sehr belastend für die Sehnen der Pferde ist.

Je nach den örtlichen Gegebenheiten, die Menge der Erdbewegungen für den Unterbau und die Preise der Materialien vor Ort kann man einen Reitplatz schon für etwa 8000 Euro von einer Firma erstellen lassen. Die Preise schwanken jedoch stark und nach oben sind keine Grenzen gesetzt, weil sehr viele Faktoren mit einbezogen werden müssen. Hinzu kommen außerdem noch die Kosten für die Einfassung (Sandsperre) und Umzäunung.

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Quelle:
Renate Ettl für westernreiter (EWU)


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