
Der
Autor Thies Böttcher arbeitet seit über 10 Jahren im Sinne des Horsemanship
und entwickelte das GHT-Konzept 2002. Inspiriert wurde es durch Horsemen wie
Pat Parelli, John Lyons, Leslie Desmond, Mark Rashid und Michael Geitner. Tätig
in der Dualaktivierung seit Ende 2004/ Lizenztrainer für die DA seit Mai 2005
über 50 Kursen/ Erfahrung mit über 250 Pferden alleine in der Dualaktivierung.
Er
ist einer unserer 20 Fachleute im wittelsbuerger.com-Expertenforum |

neutrale Zügelführung:
Diese Zügelführung ist dadurch gekennzeichnet,
dass sie den Restkörper des Reiters nicht (oder kaum) beeinflusst. In erster Linie
ist damit die Beeinflussung der Schulter des Reiters gemeint, wie ich später noch
erläutern werde. Alleine bzw. in Kombination mit den Beinen sind sie sehr gut
für das Formen des Pferdes geeignet. Ein Eindrehen der Hand hat lediglich
eine stellende Wirkung, die Nase soll etwas zur Seite und eingezogen werden. Die
Schulter des Reiters wird nicht beeinflusst. Alternativ kann die Hand auch leicht
angehoben werden.

Diese
Art der Zügelführung sollte das Pferd nur stellen bzw. im Zusammenspiel mit dem
inneren Bein in eine Längsbiegung bringen. Das Aufnehmen beider Zügel sorgt lediglich
für eine Beizäumung. Auf keinen Fall sollte das Aufnehmen eines Zügels dazu führen,
dass das Pferd in die entsprechende Richtung läuft- es fiele auf die Schulter
und käme aus der Balance. Diese Form der Zügelführung verwende ich fast ausschließlich
um das Pferd in eine bestimmte Form zu bringen bzw. um es zu gymnastizieren. Zur
Lenkung nutze ich die aktive Zügelführung.
aktive Zügelführung:
Diese Zügelführung beeinflusst den gesamten Körper des Reiters. Die Drehung der
Hand führt zu einer Bewegung der Schulter, die sich bis ins Becken fortsetzt.
Das Pferd bekommt Informationen vom gesamten Körper des Reiters, wodurch diese
Hilfen sehr fein werden können. Voraussetzung hierfür ist der gelöste ausbalancierte
Sitz des Reiters, da ansonsten die eigenen Hilfen nicht durch den Körper fließen
können.
Abwenden in Innenstellung:
Das Abwenden (auf den
Bildern nach links) wird eingeleitet durch ein Aufstellen der äußeren Hand als
durch eine Drehung der inneren Hand, wobei die Knöchel nach oben zeigen). Dies
bringt die Nase etwas in die gewünschte Richtung und den äußeren Zügel an die
Schulter des Pferdes.


Entscheidender ist jedoch die
Reaktion im Körper. Bei dieser Handbewegung fängt die äußere Schulter und somit
der äußere Hüftknochen an um die innere Hüfte zu rotieren, welche als Drehpunkt
dient. Der Hüftknochen schiebt bildlich gesprochen die Schulter des Pferdes nach
innen. Die Drehung des Kopfes, welche ebenfalls automatisch vonstatten geht bringt
eine leichte Verlagerung des Schwerpunktes nach innen. Gewichtshilfe, Becken und
Zügel wirken zusammen. Auch die Beine werden in die richtige Position gesetzt.
Wird diese Drehung eingesetzt während das innere Vorderbein des Pferdes in der
Luft ist (siehe Abbildung) funktioniert dies mit minimalen Hilfen auch bei Pferden,
die dies nicht kennen. Eine Ausnahme hiervon bilden Pferde, die bereits gelernt
haben gegen den Zügel zu ziehen und solche die extrem unausbalanciert sind. Das
Bein kommt lediglich verstärkend (wenn das Pferd nicht reagieren sollte) bzw.
formend zum Einsatz. Ziel ist es, das man sich als Reiter locker bewegt und das
Pferd diesen natürlichen Impulsen folgt.
Abwenden in Außenstellung:


Bei diesem Abwenden hat lediglich der rechte Zügel eine andere Funktion- er stellt
nicht mehr das Pferd, sondern begrenzt lediglich die Abstellung, welche durch
die linke Hand gegeben wird. entsprechend bleibt diese rechte Hand in der neutralen
Position. Die äußere Hand (in Bezug aufs Abwenden) stellt sich wieder auf und
geht minimal vor und leitet so die gesamte Rotationsbewegung im Körper ein.
Beeinflussung Hinterhand:
Sobald sich die innere Schulter nach
hinten bewegt hat dies Auswirkungen auf die Hinterhand. Um die Bewegung einzuleiten
wird die innere Hand wieder aufgerichtet und etwas Richtung eigenen Bauchnabel
genommen. Dies verhindert auf der einen Seite das auf die "Schulter fallen" und
dreht die Schulter und das Becken nach hinten. Die äußere Schulter wird nicht
vorgeführt sondern die innere zurück. Dies ist absolut entscheidend. Arbeitet
die innere Hand dabei zu Seite wird das Pferd auch leicht die Schulter mitbewegen,
es entsteht eine Seitwärtsbewegung. Arbeitet die Hand mehr nach hinten bleibt
die Schulter stationärer und es entsteht eine Vorhandwendung. Der äußere Zügel
beschränkt dabei die Abstellung. Auf den Fotos erlaube ich die etwas größere
Abstellung damit sich das Pferd nicht fest macht. die Beine müssen wiederum nicht
zum Einsatz kommen bzw. dienen der Verstärkung/ Beschleunigung.
Wie
entsteht die Leichtigkeit?
Immer wenn wir die Hilfen zu mechanisch
geben wird der Bewegungsablauf langsam. Inneren Zügel annehmen ... außen vorgeben
... inneres Bein vermehrt an den Gurt ... äußeres Bein verwahrend zurücklegen
...
Bei dieser Technisierung hört der Mensch darüber hinaus auf sich
auch noch mitzubewegen. Langsamkeit ist die Folge. Der Mensch kann jedoch lernen
sich einfach in die Richtung zu bewegen in die er will. Das Pferd kann dieses
wahrnehmen und darauf reagieren. Mit Hilfe der richtigen Zügelpositionen erreicht
man einen natürlichen Bewegungsablauf, der technisch gesehen jedoch noch korrekt
ist. Gefühl und Technik kommen zusammen Kommen die aus den vorangegangenen
Ausgaben beschriebenen Dinge hinzu (Timing, Balance etc...) ist man auf einem
guten Weg. Besonderer Bedeutung kommt hierbei dem Sitz zu, bin ich selbst unausbalanciert
und fest im Rücken wird sich mein Pferd niemals leicht bewegen können. Interessanterweise
wird aber von den meisten Reitern Technik geübt- Treiben, Hilfengebung und "Hacken
tief". Wer lässt sich schon gerne einfach mal tragen und lernt nebenbei Sitzen.
Wir sollten auch daran denken, dass diese aktiven Zügelpositionen gegen
uns arbeiten, wenn wir sie ungewollt anwenden, am Zügel nach hinten ziehen, unser
Becken unbewusst verdrehen oder auch nur aufhören normal weiterzuatmen. Das Fühlen,
die Bewegung wahrzunehmen und sich in sie einzufinden sind Dinge denen viel zu
wenig Augenmerk geschenkt wird.

Eine
aktuelle Diskussion dazu finden Sie hier.
Das
gesamte GHT-Journal März 2008 lesen Sie hier. Mehr
unter http://www.gentle-horse-training.de/
Quelle: Trainingsjournal
von Thies Böttcher aus unserem Expertenforum... kostenlos
zu bestellen: Mail mit Thema Journal an riotb@aol.com
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