wittelsbuerger.com - Europas erste Adresse für den Westernreitsport
Interview mit Reining-Bundestrainer Kay Wienrich: „Konnte noch nie so gut mit einem halben Punkt zu wenig leben wie in Aachen“
Bildlink
wittelsbuerger.info
Nachrichten der Weltreiterspiele 2006 in Aachen, Deutschland
Besucher online
Foren
Übersicht
WEG 2006-
Forum
Reining Horse-
Forum
WEG 2006-
Forum
Diskussionsforum
 
Mehr
Reining Horses
zum Verkauf
Reining Horse-
Papierservices
Reining Horse-
Pedigrees
 
Navigation
zurück
 
Diese Seite ausdrucken
Diese Seite
zu den Favoriten
Diese Seite
als Startseite
 
 
 
Kontakt & Feedback
Kontakt &
Feedback


Sitemap & Suchfunktion
Sitemap &
Suchfunktion


International Visitors
International
Visitors


zur Startseite

zurück zur
Startseite



Erst wenige Tage sind seit den Weltreiterspielen in Aachen vergangen. Die deutschen Reiner haben sich glänzend geschlagen – mit der Mannschaft Bronze nur hauchdünn verpasst und mit prima Ritten für große Sympathie und Anerkennung gesorgt. Die Halle hat getobt. Alle sind begeistert. Sollte man denken. Doch was passiert? Kritik und Unmut machen sich breit. Gerüchte kochen und bauschen sich weiter auf – meist ohne Hintergrundwissen. Dieses Interview will einen Beitrag leisten, sachliche Informationen zu reichen. Zu den Themen, von denen man in der Szene hört. Ein Gespräch mit dem Reining-Bundestrainer Kay Wienrich.



Erstmalig und einzigartig in Deutschland: wittelsbuerger special-Broschüre liefert auf 18 Seiten alle Informationen zu Reining und den Weltreiterspielen 2006 in Aachen - kostenlos mehr...

Wie ist Deine Bilanz Reining in Aachen?

 

Kay Wienrich: Das ging ja ab dem Trainingslager in Warendorf los. Kurz gesagt ist meine Bilanz: Bis zur Verfassungsprüfung grandios, dann für rund einen halben Tag desaströs und danach wieder grandios. Zum Sport: Unter den gegebenen Bedingungen war das mehr, als zu erwarten war.

 

Aber eigentlich war doch in der Teamwertung Bronze das Ziel?

 

Kay Wienrich: Meine Prognose war Bronze, richtig. Unter den gegebenen Bedingungen haben wir mehr erreicht, als vielleicht zu erwarten war. Und ich lege mich fest: Hätten wir mit einer kompletten Mannschaft, also mit einem vierten Reiter und mit Coeur D Wright Stuff antreten können, hätten wir Bronze geholt. Coeur hätte mit seinen Stops den entscheidenden Punkt mehr geholt. Ich sage, meine Prognose und die Wahl des Teams war richtig. Der halbe Punkt zu wenig ist natürlich ein Wermutstropfen. Aber ich konnte noch nie so gut mit einem halben Punkt Differenz leben wie in Aachen.

 

Und wie hast Du Aachen erlebt?

 

Kay Wienrich: Ich war schon bei der WM in Spanien dabei, das war bereits grandios. Aber die WM in Aachen war für alle – auch für die Amerikaner – eine Veranstaltung, die in dieser Form und mit ihrer Stimmung für alle Beteiligten mit nichts anderem zu vergleichen und einmalig war. Dazu zähle ich auch die bisher nicht gekannte Unterstützung der FN etwa durch die Sportpsychologin Dr. Gabi Bussmann und durch die Physiotherapeutin Dr. Ina Gößmeier.

 

Und die Stimmung im Kader?

 

Kay Wienrich: Wir waren eine verschworene Gemeinschaft. Unser Motto war 4 für 9 bzw. 4 für 10. Damit meine ich also unseren A-Kader, ggf. nach dem für mich nicht nachvollziehbaren Verhalten von Volker Schmitt eben möglicherweise um ein Mitglied weniger. Natürlich gehört zu dieser Betrachtung auch die andere Seite der Medaille: Die Enttäuschung war schon sehr groß bei denen, die nicht berufen wurden. Ist ja auch zu verstehen. Aber unser Kader in Aachen – das war ein verschworener Haufen.

 

Du sagtest eben, bis zur Verfassungsprüfung grandios und dann kurz desaströs. Was ist denn genau bei der Verfassungsprüfung passiert? Und wie konnte es dazu kommen, dass zwei deutsche Pferde hier durchfielen?

 

Kay Wienrich: Wir wussten, dass das Pferd von Alexander Ripper für die Verfassungsprüfung ein Wackelkandidat war. Dazu muss man grundsätzlich wissen, dass eine Verfassungsprüfung feststellt, ob ein Pferd `fit to compete` ist. Das lässt natürlich auch Interpretationsspielraum zu. Einfluss auf eine Verfassungsprüfung hat auch, ob der zuständige Tierarzt ein Praktiker oder eher ein Theoretiker ist. Ich stelle aber auch fest, dass man sich dem Urteil beugen muss. Es muss aber auch zugestanden werden, das man anderer Meinung sein kann.

 

Warum war Alexander Rippers Pferd ein Wackelkandidat?

 

Kay Wienrich: Das Pferd hatte sich auf dem Transport nach Aachen eine geringfügige Verletzung in der Fesselbeuge zugezogen, die sich dann über Nacht entzündete. Und letztlich zum Ausschluss führte. Bei ihm war es eine 50:50-Chance.

 

Wir hatten uns aber entschieden, an unserem ursprünglichen Plan festzuhalten und es zu versuchen. Das kann man auch positives Denken nennen.

 

Und dann fiel mit Coeur auch noch ein zweites Pferd aus. Warum?

 

Kay Wienrich: Coeur hat wegen einem Hornspalt schon öfters Probleme gehabt und ist auch schon durch andere Verfassungsprüfungen bei CRI`s nicht durchgekommen. Richtig. Deshalb müssen wir uns berechtigterweise die Frage gefallen lassen, wieso das Pferd berufen wurde.

 

Das möchte ich kurz erklären.

 

Bitte!

 

Kay Wienrich: Coeur musste nach dem CRI in Dortmund in einer Klinik behandelt werden. Nach Absprache mit der Klinik erhielt er dann einen Spezial-Hufbeschlag, der den Strahl mit einer zusätzlichen Platte schützte.

 

Da wir um die Probleme wussten, haben wir Coeur umso kritischer betrachtet. Wir haben ihn jeden Tag auf dem härtest möglichen Belag, nämlich Asphalt, angeschaut. Und da war immer alles klar. Für uns war er ganz klar `fit to compete`.

 

Aber eben nicht nach Meinung des Tierarztes bei der Verfassungsprüfung!

 

Kay Wienrich: Das hat uns kalt erwischt. Jetzt muss man wissen, dass die Verfassungsprüfung in Aachen zu unserer Überraschung auf Kies stattfand. Dabei – im Unterschied zu einem flachen Boden – hat sich die Platte, die wohl schon vorher leicht verbogen war, in die Strahlspitze gedrückt und zu einer Taktunreinheit beim Langsamerwerden geführt. Zu diesem Ergebnis kam der Chefschmied aller deutschen Mannschaften.

 

Und dann?

 

Kay Wienrich: Da war dann nichts mehr dran zu drehen. Wir mussten jetzt auf unsere Reiter und auf das Ersatzpferd setzen. Noch einen Hinweis zum Thema `fit to compete`: Bei der Americana hat Coeur unmittelbar nach Aachen gezeigt, dass er `fit to compete` ist.

 

Dann gehen wir doch mal die Starter durch. Zunächst Sylvia Rzepka.

Kay Wienrich: Sylvia hätte mit Golden Mc Jac sogar noch höher scoren können. Aber dafür war es einfach zu laut. Das hat einen negativen Einfluss von vielleicht ein bis zwei Punkte gehabt. Aber nicht, dass ich falsch verstanden werde: Die Stimmung war toll und nicht zuletzt auch für alle gleich. Golden Mc Jac ist ein gigantisches Pferd.

Und BV Smart Innuendo?

Kay Wienrich: Für Innuendo war unter den gegebenen Umständen nicht mehr drin. Was die Stute unter Grischa gezeigt hat, war klasse. Und zu Nico Hörmann: Der war die erwartete Bank. Ich bin mit keinem Ritt auch nur ansatzweise unzufrieden. Die Pferde sind von ihren Reitern ans Machbare geritten worden.

Kritik ist auch zu hören, dass die ehemals geltenden Qualifikationskriterien nachträglich geändert wurden?

Kay Wienrich: Nach dem CRI in Dortmund hatten wir eine Aktivensitzung. Da haben wir gemeinsam festgelegt, dass der CRI in Kreuth der wichtigste ist. Und zwar, weil hier die Bedingungen denen in Aachen am nähesten kamen. Es war klar, dass wir danach keine neuen Reiter-Pferd-Kombinationen mehr in den Kader aufnehmen würden. Aber, und das ist entscheidend: Wir haben in Dortmund einstimmig beschlossen, uns die Möglichkeit offen zu halten, gute Pferde, die den zum A-Kader gehörenden Reitern warum auch immer noch zusätzlich zur Verfügung stehen, nachzusichten und dann ggf. in den Kader aufzunehmen. Solch einen Fall gab es bei Sylvia Rzepka: Das Pferd hatte aufgrund von einer Darmkrankheit mehrere Koliken und nach dem CRI in Dortmund auch einen OP-Termin.So war es ein Kandidat für die Nachsichtung. Aber das galt auch für das Pferd von Roman Brechtl und auch für Footworks Finest sowie für den Paint von Steffen Breug.

Der Kader wurde dann letztlich zum Abschluss des Trainingslagers in Warendorf festgelegt. Welchen Einfluss hatte dieses Trainingslager auf die endgültige Berufung des Kaders?

Kay Wienrich: Ich hatte nicht erwartet, wie viel Einfluss das Warendorfer Trainingslager nach den vorangegangenen Leistungen tatsächlich haben würde. Es hatte mitentscheidenden Einfluss.

Und das waren die Kriterien für die Berufung?

Kay Wienrich: Sieben Punkte: die Leistung, die Leistungskonstanz des Pferdes, der Gesundheitszustand, die Ringpräsenz, die Bedingungen in Aachen (Abreiten, Größe der Arena, Boden…), die Pattern und die Teamfähigkeit des Reiters.

Und dann war Mercury Starlight von Steffen Breug nicht wie allgemein erwartet im Kader. Warum?

Kay Wienrich: Mercury braucht eine lange Vorbereitungszeit. Die Abreitezeiten auf der WM waren aber begrenzt. Diese Situation haben wir im Trainingslager nachgestellt, auch mit dem Schritt in die Mitte und dann zunächst zwei Spins. Passiert ist dies: Mercury ist dieser Situation nicht einmal gerecht geworden. Nennen wir sein Verhalten in Warendorf bei dieser Situation mal zappelig. Ich will damit nicht behaupten, dass dies so auch in Aachen passiert wäre, aber die Gefahr war mir zu groß bzw. das Verhalten von Mercury hat mich nicht gerade für eine Berufung motiviert.

Das nächste Gerücht besagt, Don Boyd, der Trainer des Camps in Warendorf, habe die Mannschaft aufgestellt?

Kay Wienrich: Don Boyd hatte eine völlig neutrale Position. Ich verschließe mich nicht vor Ratschlägen anderer, wenn sie fachlich relevant sind. Hier geht es schließlich um eine Weltmeisterschaft. Es ist mehr als legitim, seine Eindrücke abzufragen. Wer behauptet, ich bräuchte Don Boyd, um ein Team aufzustellen, der kennt mich schlecht. Fakt ist: die Mannschaft wurde von mir nach den eben genannten Kriterien aufgestellt – die ich auch mit Videos und Scoresheets belegen kann –, so dem Disziplinenbeirat vorgeschlagen und von diesem ohne Änderung einstimmig bestätigt. So bin ich es auch, der für die Leistung des Kaders gerade stehen muss. Ich glaube, ich habe auch deshalb den Posten bekommen, weil man weiß, dass ich auch dafür gerade stehen kann. Über den schlimmen Vorwurf von Inkompetenz oder Seilschaft an meine Person kann ich eigentlich nur lächeln. 

 

Und dann ist Innuendo vom Besitzer und vom Trainer vor dem Start der Einzelwertung zurückgezogen worden. Deine Meinung?

 

Kay Wienrich: Es war allen Beteiligten, die mit Innuendo was zu tun haben, klar, dass unter diesen Voraussetzungen Innuendo im Finale über Gebühr hätte beansprucht werden müssen, um wirklich ihr Potenzial unter einem neuen Reiter voll abrufen zu können. Innuendo war übrigens von mir als zehntes Pferd in den 10er-Kader und als fünftes Pferd in den 5er-Kader berufen worden. Das war der Lohn einer ständig zunehmenden Leistung und Leistungskonstanz. So wurde sie Ersatzpferd für Aachen.

 

Innuendo ist unter Maik Bartmann für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Da gab es jetzt auch noch andere Ziele für dieses Pferd.

 

Für mich als Bundestrainer war es eine bittere Pille, dass Innuendo in Aachen nicht mehr antrat. Aber dort hätte sie schon sehr gefordert werden müssen. Und das wollten eben Besitzer und Trainer der Stute nicht. Und diese Entscheidung gilt es schlicht zu akzeptieren. Sie müssen das Recht haben, so etwas entscheiden zu können. Letztlich war es eine einvernehmliche Entscheidung aller – inklusive von Herrn Wendt, dem Chef de Mission.

 

Gesagt sein muss aber auch: Das Pferd hat unter Grischa Tolles gezeigt – und Grischa Ludwig und Maik Bartmann haben ihr großes Können bewiesen, wichtige Details der feinen Abstimmung auf diese Stute in kürzester Zeit weitergeben bzw. aufnehmen zu können. So kamen 218,5 Punkte zustande.

 

Und wie geht es jetzt weiter? Equipe-Chef Andreas Mamerow ist wenige Tage nach Aachen aufgrund heftiger Anfeindungen zurückgetreten. Und Du?

 

Kay Wienrich: Die Aufgabe macht mir einen großen Spaß und es ist mir auch nach wie vor eine große Ehre, diese Aufgabe wahrnehmen zu dürfen. Ich mache gerne weiter. Meine nächste Aufgabe ist die Deutsche Meisterschaft in Bad Salzuflen. Dann werden sich am Jahresende FN, Disziplinenbeirat und ich zusammensetzen und sehen, wie es weitergeht.

 

Aber eines möchte ich noch aussprechen: nämlich eine Lobeshymne auf alle Besitzer und alle Beteiligten, die sich für das Team eingesetzt haben und deshalb auch am Erfolg beteiligt sind. Danke!

Newsmeldung vom 11.9.06

 

Start


Ziel

 

Quelle NRHA

Weiterführende Links
Mehr Informationen zum Westernreiten in unserem Panorama-Forum
Reden Sie mit in unserem Diskussionsforum
Alle Begriffe des Westernreitens lesen Sie hier nach
Schlagen Sie nach - bei Wikipedia in über 100 Sprachen
Fremdwörter schnell erklärt - das Wörterbuch bei leo.org
   
Sie wollen mehr zum Thema wissen? Hier finden Sie
Informationen zum Verein Informationen zur Rasse Informationen zum Westernreiten

Drei unserer Auktionsangebote rund ums Westernreiten

 

 


Impressum © 2006 by wittelsbuerger.com / Disclaimer
Promotion