Quarter Horse-Turnierszene muß weitere Einbußen verkraften
Talsohle scheint durchschritten
Ride of America stärkstes Turnier nach den QH-Europameisterschaften

Die AQHA-/DQHA-Turnierszene hat auch in diesem Jahr einen spürbaren Rückgang der Startzahlen verzeichnen müssen, die aber einhergehen mit einer geringeren Anzahl angebotener AQHA-Shows.

So sank die Zahl der Starts auf AQHA-Turnieren von 18.354 auf 15.925 (- 13%), gleichzeitig nahm aber auch die Anzahl der AQHA-Shows in einer ähnlichen Größenordnung ab, von 74 auf 61 Shows (- 18%).

 
 


Von der Entwicklung unbeeinflusst ist erfreulicherweise die Anzahl der Starts bei den Jugendlichen. Diese blieben gegenüber dem Vorjahr absolut unverändert.

 

Nach den einzelnen Divisionen Open, Amateur und Youth betrachtet, machen die Starts in den offenen Klassen rund 40% aus, Amateure ebenfalls 40% und die Jugendlichen 20%.

 


Durch die geringe Anzahl angebotener AQHA-Shows (es fehlen Bremen-Schimmelhof, Verden, Sprockhövel, Datteln etc.) entwickelte sich die vor allem für Turnierveranstalter wichtige Kennzahl der durchschnittlichen Anzahl Starter/Show zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder positiv, von 232 Startern je Show in 2004 auf nun 260 Starter je AQHA-Show (wittelsbuerger.com vom 04.04.05).

 



Stärkstes Turnier nach Starts in 2005 waren die Quarter Horse-Europameisterschaften in Kreuth (wittelsbuerger.com vom 13.09.05) mit 815 bzw. 783 Starts je AQHA-Show,
gefolgt vom Ride of America in Wenden mit 410 bzw. 396 Starts (wittelsbuerger.com vom 02.08.05) und dem Südwest Cup in Kreuth mit 399 bzw. 364 Starts je AQHA-Show (wittelsbuerger.com vom 10.05.05).

Größten Zuwachs an AQHA-Starts verzeichnete das Turnier in Löhne (+ 68%), den größten Verlust hatte das Maiturnier in Vaterstetten (-29%).

Bei dem Vergleich der einzelnen Turniere fällt auf, dass vor allem die Pressearbeit vor, während und nach einem Turnier ein wichtiges Kriterium für den Erfolg einer Veranstaltung scheint, und dass die Ansprüche an Anlage, Organisation und Service gestiegen sind.

Die Tatsache, ein Turnier zu veranstalten alleine genügt eben nicht mehr, um das Interesse der Teilnehmer zu wecken, wie in Sprockhövel oder Overath zu lernen war.

Das Ride of America, das in diesem Jahr den Südwest Cup als stärkstes Turnier von Platz 2 nach den Europameisterschaften verdrängte, lockte mit Gala-Night und „keiner Sekunde Langeweile“ (wittelsbuerger.com vom 02.08.05).

Die Hill Country Circles reduzierten die Anzahl der AQHA-Richter und wurden somit günstiger und schneller. Der Erfolg: Die „Hills“ haben, auch durch das Angebot von Novice-Klassen, mehr Starts an allen Terminen als das Hausturnier „Nümbrecht Open“ im Juli.

Die Lösung von Multibreed-Shows wie Löhne (+68% AQHA-Starts im Vergleich zu 2004) oder Damme ist für den Veranstalter eine interessante Option, birgt aber Risiken bei den unterschiedlichen Anforderungen der Reiter in den unterschiedlichen Vereinen.

So ist in Löhne von Teilnehmerseite oft die etwas unglückliche Situation beim Abreiten zwischen W. Pleasure-Reitern (AQHA, NSBA) und den Reining-Reitern (NRHA) bemängelt worden. Diese „Kleinigkeiten“ gilt es zu beheben, wenn man auf Dauer erfolgreich sein will.

Somit haben es einzelne Turniere geschafft, sich mit unterschiedlichen Konzepten zu behaupten, während Traditionsturniere wie Nümbrecht Open oder JOMM Ranches sich auf niedrigem Niveau konsolidieren. Die Auslobung hoher Preisgelder und die Teilnahme bei der Turnierserie Bavarian Golden Series ließen die Starts z.B. bei JOMM Ranches dennoch um 4% absacken. In Großwallstadt retteten höhere Starterzahlen in der Disziplin Reining und bei den Jugendlichen dennoch knapp den Schnitt.

Eine Tendenz, wie sie nahezu allenortens auszumachen ist. Bereits Anfang des Jahres war, zum Unmut der Verantwortlichen, deutlich geworden, dass beim Hallenturnier in Bremen (wittelsbuerger.com vom 01.03.05) auf vier Starts jeweils drei Starts in der Reining entfallen.

Solche Tatsachen könnte man nutzen, um Turniere deutlicher zu positionieren und deren Profil zu schärfen.
Wieso sollte man nicht Turniere mit sehr hohem Reininganteil als Special Events anbieten und sich voll auf die Bedürfnisse der Reiningreiter konzentrieren können?
Und warum modelliert man Turniere mit hohem Amateuranteil nicht stärker um in Richtung All Novice Shows?

Alles Fragen, die angesichts ähnlicher Turniermüdigkeit in den USA  auch beim Mutterverband American Quarter Horse Association (AQHA) dazu führten, neue Konzepte zu entwickeln. „Regional Experiences“ heißt das Zauberwort zur Zeit.  Zusammen mit eher einsteigerorientierten Turnieren, werden in zehn Regionen der USA Demonstrationen und Kurse von AQHA Professional Horsemen, Test Rides auf Quarter Horses und Seminare angeboten. Neben jeder Menge Spaß verspricht die AQHA auch interessante Preise, z.B. Reisen zur AQHA World Show, Futter oder Decken (wittelsbuerger.com vom 19.07.05). Ob die Idee in Deutschland realisierbar ist, wird zurzeit geprüft.

Somit könnte die aktuelle Situation Grund zu gedämpftem Optimismus geben, wenn in der kommenden Showsaison schlüssige Konzepte greifen würden, die den unterschiedlichen Interessen der Turnierreiter entgegenkommen und die jeweiligen regionalen Stärken einbeziehen würden.

Absehen sollte man allerdings von der Idee, die immer wieder in den Quarter Horse-Vereinen  in Europa diskutiert wird: Die Qualifikation zur Europameisterschaft.

Nachdem schon 2004 laut darüber nachgedacht wurde (wittelsbuerger.com vom 29.09.04), taucht diese Idee wiederholt auf der Agenda auf. Der Frage, ob eine Anlage wie Kreuth bei geringerer Auslastung durch Pferde und Starts noch rentabel genutzt werden kann, schließt sich die Frage der Praktikabilität an.

Man mag in Deutschland noch ausreichend Infrastruktur für eine Qualifikation nach Punkten ähnlich die der AQHA World Show besitzen, bei den Freunden im Ausland wird es da schon schwieriger, auch im administrativen Aufwand. Und ob diese Idee wirklich einen Impuls auf das Turniergeschehen geben kann, bleibt zweifelhaft.

Denn schon Ideen wie die Chevrolet Trophy oder die Blue Ribbon Trophy verpufften nahezu wertlos und brachten zwar nicht die erhoffte Stimulation auf den Qualifikationsturnieren, dafür aber mehr Verwaltungsaufwand.

Stichwort Ausland:

In diesem Jahr hat sich auch gezeigt, dass die Bereitschaft, auch Turniere im benachbarten Ausland anzunehmen, gestiegen ist. Denn besonders in den Beneluxländern und im Norden ist der prosperierenden Westernsport zunehmend attraktiv für deutsche Vorsteller.

Das führte in diesem Jahr dazu, dass mehr als einmal Turniere in einem geringeren als geforderten Abstand stattfanden, mit Nachteilen für alle Beteiligten (wittelsbuerger.com vom 12.04.05). Ein Treffen der Turnierveranstalter in Kreuth während der Europameisterschaft im September brachte zwar das Einvernehmen, sich in Zukunft besser abzustimmen, eine weitergehende zentrale Koordination oder gar Kooperationen konnten nicht erreicht werden.

Und somit bleibt für die kommende Saison die leise Hoffnung, dass alles irgendwie substantiell besser wird. Auch mit und auch trotz Reining.

 

Hinweis:

Quelle für die Berechnungen sind die aktuellen Turnierstatistiken der AQHA.

Alle Angaben sind ohne die Einbeziehung von Special Events.