Rolle rückwärts?

Die DQHA vor ihrer Jahreshauptversammlung

 

 Dieses Jahr soll ein Jubeljahr für die Deutsche Quarter Horse Assn. (DQHA) werden, schließlich ist runder Geburtstag:

Sie wurde vor 30 Jahren gegründet und ist mittlerweile mit 25.000 eingetragenen QH und knapp 5.000 Mitgliedern der größte größten Quarter Horse-Zuchtverband nach den USA, Kanada und Mexiko, seit 1993 sogar staatlich anerkannt.

Grund genug, so denkt man, die Korken knallen zu lassen, aber spätestens nach der in Eigenregie durchgeführten zweite Show & Sale und der Quarter Horse-Europameisterschaft im vergangenen Jahr scheint Ernüchterung eingekehrt zu sein, denn die organisatorischen und finanziellen Herausforderungen wachsen spürbar.

Das Sommerfest der DQHA, zeit- und nahezu ortsgleich mit dem JOMM Ranches Circuit von AQHA Director und ehemaligen DQHA-Präsidenten Johannes Orgeldinger, soll Feierstimmung aufkommen lassen, das Turnier den sportlichen Hintergrund liefern.

Doch wie weit her ist es mit der Feierstimmung?

Wenige Tage vor der Jahreshauptversammlung am 10. April in Frankfurt a.M. ziehen wir gemeinsam mit einigen DQHA-Mitgliedern Bilanz.

 

Die Quarter Horse-Zucht (Zuchtausschuß-Obmann: Johannes Orgeldinger)

Die Fohlen- und seit 2004 die Stutschauen erfreuen sich großer Beliebtheit. Sie schaffen, anders als Halterklassen, absolut skalierte Wertungen. Eine Wertnote 8,0 ist und bleibt immer eine 8,0, ein erster Platz in einer Aged Mares kann manchmal viel, manchmal aber auch eben gar nichts aussagen.

Und, ganz nebenbei, schafft das damit verbundene Stutbuch eine fundamentale Grundlage für einen möglichen Anschluß der DQHA als Zuchtverband an die FN.

Auch die Hengstkörungen schaffen diese Voraussetzung, zusammen mit den Hengstleistungsprüfungen bilden sie die Anforderungen des Hengstbuchs I der DQHA und ermöglichen den Besitzern, Kühl- und Gefriersperma versenden zu dürfen.

 

Aber, anders als bei Fohlenschauen, die mit vielen Terminen überall in Deutschland auch die „Freizeitzüchter“ erfolgreich ansprechen, existiert nur ein Hauptkörungstermin, jeweils während der Futurity in Kreuth im September, und ein Folgetermin, in diesem Jahr während der Convention. Der Grund dafür bleibt verborgen. Die Zuwachsraten bei der künstlichen Befruchtung zeigen steil nach oben, die Nachfrage auf Hengsthalterseite ist sicherlich groß.

Und so werden bereits Fälle bekannt, in denen von Deckstationen mit zehn oder mehr Hengsten verlangt wurde, diese nach Kreuth zum Körungstermin zu fahren. Eine Hauskörung wäre unmöglich. Ergebnis: In Bayern wird jetzt öfter der Bayerische Zuchtverband für Kleinpferde und Spezialpferderassen in Anspruch genommen. Dieser kört neben Paints auch Quarter Horses, auch am Hof.

Kernstück des Zuchtausschusses ist, neben den Fohlen- und Stutenschauen, das SSA-Programm, das „solideste, älteste und größte private Zuchtförderprogramm Europas“ (DQHA).

Das Älteste, da mag man zustimmen, beim Stichwort „solide“ wachsen die begründeten Zweifel, denn die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben wächst, soweit die Öffentlichkeit Informationen dazu erhält, offenbar deutlich.

So wurden nach eigenen Berechnungen im vergangenen Jahr knapp 50% der 180 nominierten Hengste ersteigert, die Summe der Einnahmen wird wohl von rd. 120.000 EUR in 2003 auf rd. 90.000 EUR in 2004 zurückgegangen sein.

Dagegen stehen sicherlich erhöhte Aufwendungen für Marketing und nicht zuletzt für die Futurity 2004 in Kreuth. Zwar existieren Rücklagen für die Futurity, die es prinzipiell ermöglichen sollen, selbst bei sinkender Nachfrage Teilnehmern ein stabiles Preisgeldniveau, zur Zeit um die 100.000 EUR, zu garantieren.

Wie das in Zukunft aussehen soll, wird erst mit der Vorstellung des Jahres-abschlusses und der Bilanz 2004 deutlich werden.

Da wirft die Nachricht, ausgerechnet im Anzeigenblatt “Pferdemarkt”, auch in 2005 würden „wieder 80.000 EUR ausgeschüttet“, Fragen auf.

Wird das Preisgeldniveau nun doch gesenkt?

Und wie verhält es sich dann mit den Rücklagen?

 

Das Sportliche (Sportausschuss: geschlossen zurückgetreten)

Was für ein Eklat, als zum Ende der QH-EM 2004 der Sportausschuss geschlossen zurücktrat. Nicht aus Scham vor dem Verlauf der EM, sondern aus Differenzen mit dem Verein. Seitdem hat der Restvorstand die kommissarische Leitung übernommen und z.B. die High Point-Listen weitergeführt.

Auch wenn man bislang keine offiziellen Statements bekommt, darf man davon ausgehen, dass das finanzielle Ergebnis der Europameisterschaft eng mit dem Ergebnis des Gesamtvereins korrespondiert.

Bezeichnend, dass also das Sportevent Europameisterschaft das Ergebnis eines Zuchtverbandes so beeinflussen könnte. Der Rechenschaftsbericht auf der Jahreshauptversammlung wird es zeigen.

Zudem ist es sicherlich keine Liebeshochzeit zwischen Uwe Bader, dem diesjährigen Showmanager der EM, und der DQHA. Wer die Convention und den Ball 2003 besucht hat, weiß, wie die DQHA auch mit ihm umgehen kann.

Aber, um die Erfahrungen, eben auch in finanzieller Hinsicht, nicht wiederholen zu müssen, wird z. Zt. zwischen beiden Parteien zäh um die vertraglichen Details für die EM im August gerungen.

Die bessere Kommunikation von Uwe Bader zum Anlagenmanagement in Kreuth, und damit die bessere Position, zum Wohl der Teilnehmer etwas günstigere Preise und einen definitiv kürzeren Zeitrahmen durchzusetzen, lässt hoffen, ebenso wie positive Stimmen aus dem Kreis der Aussteller, die eine Wiederholung von 2004 sicherlich nicht mitgemacht hätten.

Interessant werden auch die Reaktionen des Vorstandes auf den Antrag von Heidi Johannes zur „Durchführung einer Deutschen Meisterschaft“.

Erinnern wir uns: Eine Deutsche Meisterschaft, so noch auf der JHV 2004 vom Vorstand zu vernehmen, sei nicht mehr zeitgemäß. Es gäbe schließlich die Europameisterschaft.

Erinnern wir uns weiter: Zusammen mit der FN trafen sich vor wenigen Monaten die deutschen Vereine und Verbände, um sich auf die Vorbereitung einer gemeinsamen Deutschen Meisterschaft Westernreiten in 2006 zu verständigen.

Würde der Vorstand sich also positiv zum Antrag äußern, wäre man wieder im Jahr 2000 angelangt: Deutsche Meisterschaft und Futurity in Aachen, Europameisterschaft in Kreuth. Da waren die Arenapartys noch gut besucht, allerdings würde diese Entscheidung für irritierte Fragen innerhalb des Projektkreises „Gemeinsame DM“ führen. Abgesehen davon, dass der Vorstand innerhalb eines Jahres beim Thema DM einen 180-Grad-Wendung vollzogen hätte.

Äußert sich der Vorstand ablehnend zu diesem Antrag, würde das bedeuten, dass die Futurity 2006 in Aachen als eigenständiger Event stattfinden würde, neben einer Europameisterschaft in Kreuth und evtl. einer ersten Gemeinsamen Deutschen Meisterschaft der FN. Ob dann die Preisgelder ausreichen, um die DQHA-Futurity vor allem für gerittene Pferde noch attraktiv genug zu halten, wird ungewiss sein.

Aber es gäbe noch eine Option:

Die gemeinsame Deutsche Meisterschaft findet  nach den Weltreiterspielen im August 2006 in Aachen statt – das Großevent schlechthin.

Das Einzugsgebiet würde stimmen, die Zuschauerzahlen sowieso und das Ambiente im Herzen der Klassischreiterei ist da. Die Kosten verteilt man gemeinsam auf die teilnehmenden Vereine, und die Federführung läge dann wohlmöglich nicht mehr in den Händen der Ersten Westernreiter Union (EWU), sondern endlich, endlich bei der DQHA. Ein Anschluß an die FN als anerkannter Zuchtverband wäre dem sicherlich nicht hinderlich.

Denn bereits 2003 haben Teile des DQHA-Vorstandes mit Unwillen auf die von der FN anerkannte DM Reining geblickt, die von der EWU, erst in Mannheim, dann in Bad Salzuflen, durchgeführt wurde. „Die DM darf die EWU nicht mehr machen, das können wir besser“, so ein langjähriges Vorstandmitglied.

Wie zu erfahren ist, führt die DQHA angeblich bereits Gespräche mit dem Management in Aachen, eine Woche im Oktober 2006 soll bereits avisiert worden sein. Das gäbe ausreichend Anlass für Spekulationen.

Aber die Notwendigkeit, sich des Themas „Reining“ oder „gemeinsame Deutsche Meisterschaft“ zwingend annehmen zu müssen, ist nicht nachvollziehbar.

„Die Deutsche Quarter Horse Association e.V. ist ein anerkannter Zuchtverband. Ziel ist es, die Rasse American Quarter Horse in Deutschland zu promoten sowie die Zucht und den Sport mit diesen Pferden zu fördern“, so steht es in den Statuten.

Der geneigte Leser wird folgende Begriffe vermissen:

·        Sport („Reining“),

·        alle Rassen  (vs. „Quarter Horse“).

Stichpunkt „Sport“: Die durchschnittliche Anzahl Starter pro Turnier war im letzten Jahr so niedrig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Was jeder Turnierbesucher schon längst bemerkt hat, mag die DQHA gar nicht zugeben:

1999

2000

2001

2002

2003

2004

306

276

316

299

274

232

 (Quelle: DQHA Convention 2005)

Der Hinweis, es gäbe wesentlich mehr Turniere, von 80 ist die Rede, mag eine Erklärung dafür sein, ist aber wohl eher ein Teil des Problems.

Denn für die einzelnen Turnierveranstalter, fast ausschließlich Privatiers, kann eine geringere Auslastung ihrer Turniere bei gleichzeitig unverändert hohen oder gar steigenden Fixkosten wie Richter, Boxenzelte und Organisation nicht egal sein.

Beispiel: Die Bearbeitungsgebühr der AQHA für Shows hat sich zum Jahreswechsel vervierfacht, die Bearbeitungsgebühr der DQHA und die Aufwendungen für US-Richter sind ebenfalls gestiegen.

Und einer deutlichen Steigerung der Novice- und Reiningklassen stehen z.B.  abnehmende Open- und Amateurklassen entgegen, die selbst Traditionsturniere wie JOMM Ranches Circuit oder Nümbrecht Open erfasst haben.

Der Startgeldvergleich zeigte bereits 2004, welche Unterscheide in der deutschen Turnierlandschaft bestehen. In 2005 bleiben diese unverändert hoch, Ausnahmen wie Bremen-Schimmelhof oder Löhne sind leider nur Ausnahmen.

Nun mag die Gestaltung der Startgelder und der Klassenangebote einzig und alleine in den Händen der Veranstalter liegen.

Aber ist es nicht auch Aufgabe der „Interessensvertretung“ DQHA, die Veränderungen der Turnierlandschaft zu sehen und diese mitzugestalten?

Wird beispielsweise der Mitteltopf der AQHA, der jedes Jahr der DQHA zur Verfügung gestellt wird, vor allem für die Europameisterschaft verwendet? Könnte dieser nicht auch für alle Turniere in Deutschland genutzt werden?

Welches Interesse hat also die DQHA an der Turnierlandschaft in Deutschland, und hat sie schlüssige Antworten für die drängenden Probleme?

Stichpunkt „alle Rassen“:  Es ist eben nicht nur Reining, was glänzt, oder anders formuliert: American Quarter Horses heisst die Rasse, [noch] nicht American Reining Horse.

Und somit bleibt eine weiter Frage: Ist das American Quarter Horse wirklich überall auf der Welt das vielseitigste Rasse der Welt?

 

Quarter Horse Racing (Rennausschuss-Obmann: Klaus Porth)

Quarter Horses sind bekanntlich die vielseitigsten Pferde der Welt. Man kann sie reiten, man kann sie anschauen, man kann mit ihnen sogar Polo-Weltmeisterschaften gewinnen oder sie vor eine Kutsche spannen. Und man kann sie rennen lassen, denn sie sind „die schnellsten Pferde der Welt auf der Distanz  der Viertelmeile“ (DQHA).

Nun mag man zunächst glauben, dass in Deutschland mit seinen Trab- und Galopprennbahnen die Quarter Horse-Rennen auf fruchtbaren Boden fallen.

Aber sie fristen, ähnlich wie unsere Stein- und Braunkohleindustrie, einem Subventionsdasein. Jedes Rennen wird von der DQHA mit 3.000 EUR bezuschusst, 500 EUR davon gehen an die Bahn, der Rest wird als Preisgeld verteilt.

Aber selbst Gewinnpreisgelder in Höhe von 1.250 EUR locken lediglich den Obmann des Rennausschusses und seine Freunde auf die Bahn, der zugegebenermaßen unermüdlich für die Rennen wirbt.

So bleibt der Zustand der Quarter Horse-Rennen in Deutschland das Ergebnis  einer verfehlten, wenn überhaupt vorhandenen Strategie des Vorstandes, anders gesagt:

 „Der Vorstand hat doch gar keine Ahnung von Rennen“, so ein DQHA-Vorstandsmitglied.

Wenn man die nicht hat, gibt es drei Strategieoptionen, von denen nur eine wirklich praktikabel ist:

  1. Man investiert hohe Summen in die Entwicklung des Rennsports, mit der Hoffnung, in 3-5 Jahren eine hohe Attraktivität aufgebaut zu haben. Abgesehen von den schlechten Marktbedingungen für den Rennsport allgemein zurzeit, wären solche finanziellen Mittel wohl gar nicht vorhanden. Damit ist diese Option hinfällig.
  2. Man betreibt weiter die Politik, mit Geld einen Bereich zu unterstützen, ohne sich wirklich dabei zu engagieren. Das kostet allerdings Geld, dem kein echter Nutzen (Presse, PR, Mitglieder etc.) entgegensteht. Angesichts der angespannten Gesamtfinanzlage der DQHA dann auch keine echte Option mehr.
  3. Man beendet die Subventionierung des Rennsportes und überlässt die weitere Steuerung dieses Bereiches dem Obmann, inkl. der Beschaffung der Preisgelder. Das ist monetär die sinnvollste Option, allerdings mit dem Ergebnis, dass QH-Rennsport in zwei Jahren nicht mehr stattfinden wird.

Wie würden Sie entscheiden?

 

Der Nachwuchs (Jugendausschuß-Obmann: Harald Steigerwald)

Im Fußball gehört die Jugendarbeit mittlerweile zum Aushängeschild eines Vereins, im Quarter Horse-Sport scheint es keine zentrale Bedeutung zu haben.

So muß man es wohl verstehen, wenn sich der Verein aus der Jugendarbeit verabschiedet und im Rahmen des Projektes „You (th) Too“ die Arbeit in die Regionalgruppen delegiert.

„You(th) Too“ ist goldrichtig und -wichtig, denn das Ergebnis guter Regionalgruppenarbeit ist bei der EWU zu sehen. Die Jugendlichen bilden sich auf regionaler Ebene weiter, die besten kommen zu nationalen Wettbewerben für Jugendliche, die ihrerseits wieder auf einer breiten Basis und einer großen Auswahl stehen.

Bei der DQHA scheint aber eine Lücke zwischen der regionalen Arbeit und den

(inter-) nationalen Zielen zu bestehen.

Der Bundestrainer koordiniert sicherlich nicht mehr, denn im Februar 2005 ist Hubertus Jagfeld von dieser Arbeit entbunden worden. Ohne, dass ein Nachfolger bekannt gegeben worden wäre. Wer führt die Jugendlichen also nach Mooslargue in diesem, zum Youth World Cup im nächsten Jahr?

Der findet übrigens in Amarillo, Texas, dem Stammsitz der AQHA, statt.

Eine Frage, auf die bestimmt bald schlüssige Antworten folgen werden, spätestens in wenigen Tagen auf der Jahreshauptversammlung.

Der European Youth Cup, die Antwort aus dem „alten Europa“ auf den Youth World Cup der AQHA, der für die deutschen Jugendlichen in den letzten vier Jahren so ungewohnt miserabel ausfiel.

Ihnen bleibt zu wünschen, dass der EYC dann nicht nur ein Wochenende bleibt, sondern das Ziel einer steten Förderung durch ein schlüssiges und strukturiertes Jugendprogramm. Der Anspruch beim Youth World Cup lautet übrigens:

An educational, leadership based event for youth members from around the world.

 

Die Reklame (Marketingausschuss-Obmann: Paul Wiethoff)

Seit zwei Jahren wird der Marketingausschuss von einem gelernten „Werber“ geführt – Paul Wiethoff, Mitinhaber der Agentur dw concept im Sauerland.

Ein großer Wurf von ihm war es sicherlich im vergangen August, das Corporate Design zu harmonisieren, zu modernisieren und das „Q“ als Bildmarke einzuführen, wie es bereits die AQHA vorgelebt hat.

Man darf über den Claim „get the feeling“ geteilter Meinung sein, der durchaus Assoziationen mit Kaugummi- oder Kondomspots im Fernsehen weckt. Aber bei der DQHA wird off- wie online in einer klaren Farbwelt mit hohem Wiedererkennungswert kommuniziert, ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Wahrnehmung bei Außenstehenden.

Zu wünschen wäre es, wenn der Auftritt nach außen auch ganzheitlich geschehen würde. Vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit auf der Jahreshauptversammlung, über das Entstehen des mehr ungewollt komisch als repräsentativ anmutenden DQHA-Stands auf der diesjährigen EQUITANA zu sprechen. Dann würde deutlicher, wer das Corporate Behaviour für sich in Anspruch nimmt.

Und wie sieht es bei den immer wieder gern zitierten Sponsorenarbeit aus -  Alvetra & Werfft  mit EUR 12 000,-, Ovator EUR 50 000,-?

Die Präsentation auf der QH-Europameisterschaft in Kreuth war inakzeptabel, die Mülltonnen mit Pferdefutter auf dem Equitana-Stand der DQHA sahen aus wie eine Aktion des „grünen Punktes“. Da hat wohl der Sponsoring-beauftragte Peter Fiedel keine neuen Impulse einbringen können.

Auch wenn es kaum jemanden auffällt: Es gibt keine Trophy mehr wie in 2003 und 2004. Chevrolet hat sich zurückgezogen, Blue Ribbon sowieso.

„Design follows Strategy“ – gilt dieser an die Organisationslehre angelehnte Grundsatz auch bei der DQHA?

 

Der Breitensport (ohne Ausschuß)

Ein Highlight im Breitensport, immer wieder und gerne gelobt, sind die Horsemanship Camps. Die besondere Campatmosphäre, in der allgemeine Fähigkeiten rund ums Pferd vermittelt werden, kommt gut an.

Auch die Idee der Trailrides, also Ausritte mit Gleichgesinnten zu unternehmen, ist eine gute Grundlage, Nicht-Sportaktiven das Quarter Horse näher zu bringen. Leider fand im letzten Jahr nur ein Ritt statt, für dieses Jahr sind zwei geplant.

In Kombination mit dem Horseback Riding Program, eine Art Miles-and-More für Quarter Horse-Besitzer, sind es vor allem bewährte und aus den USA übernommene Ideen, die das große Potential der Freizeitreiter in Deutschland auf das Quarter Horse bringen.

Ob sich dazu mehr Engagierte finden, um auf diesem Fundament die Arbeit zu intensivieren?

 

Die Finanzen (Schatzmeister: Andreas Mamerow)

Der eigene Anspruch vor zwei Jahren war hoch, den der Schatzmeister bei seiner Wahl hatte. Mit der Erfahrung aus seinem eigenen Unternehmen führte Andreas Mamerow erstmals eine Kostenstellenrechnung und eine Budgetierung ein und versuchte, soweit es in seinem Möglichkeiten stand, die Geldmittel transparent und planbar zu gestalten. Wer weiß also, wie die Jahresendergebnisse sonst ausgefallen wären, denn nach einem Verlust in 2003 soll wohl auch das Ergebnis 2004 wieder deutlich rot sein.

Das kann frustrieren, und so ist es kein Wunder, dass die Spekulationen um einen Rücktritt oder einen Ressortwechsel von Schatzmeister Andreas Mamerow nicht abreißen wollen. Die Wahl zum Mitglied des FN-Disziplinenbeirat Reining kommt zwar nicht überraschend, könnte aber, die Bestätigung durch die FN vorausgesetzt, ein fatales Zeichen setzen.

Denn neben der klassischen Doppelbelastung Familie und Beruf kommen zu der Beiratstätigkeit noch die eigene Anlage, Zucht, Deckgeschäft und eben die DQHA-Arbeit hinzu, viele Baustellen für einen selbstständigen Unternehmer.

Würde also jetzt ein Rücktritt bekannt gegeben, ohne einen versierten Fachmann oder Fachfrau als Nachfolger präsentieren zu können, käme mindestens das Ansehen von Andreas Mamerow kaum unbeschädigt aus der Angelegenheit heraus.

 

Und was war da noch?

"Noch Fragen, Kienzle? Ja, Hauser!“

Wie war das doch gleich mit dem kostenlosen Wochenblatt Quarter Horse Today? Pressewartin Ramona Billing bringt unter diesem Titel eine Onlinepublikation heraus, wöchentlich.

Damit werden jetzt vor allem für die nicht-deutschsprachigen Quarter Horse-Interessierten Informationen zugänglich. Bestimmt freut sich auch ein Schwede mit Hubertus Lühring ob seines ROM-Titels mit HL Specialists Hope, und auch ein Bayern-Circle wird einen Tschechen sicherlich zum Lesen animieren.

Dem deutschsprachigen Leser ist allerdings eines bereits aufgefallen:

Nahezu alle Informationen und Berichte hat er bereits früher irgendwo anders im Internet gelesen. Ob er dafür auf Dauer monatlich knapp 1-2 Megabyte Daten herunterladen und und sich ausdrucken wird, erscheint eher unwahrscheinlich. Zumal das QHT in Zukunft, wie angekündigt, nicht mehr kostenlos sein soll.

Denn bereits das Ausdrucken der Ausgabe kostet auf einem Office-Farbtinten-strahldrucker knapp einen Euro in schwarz-weiß, in Farbe sogar über 8 Euro ! (Basis: Berechnung der Druckkosten Office-Tintenstrahler in der Fachzeitschrift „chip“)

Damit bleibt auch die Rolle des Magazins „Quarter Horse Journal“ in diesem Zusammenhang undeutlich. Ist es jetzt ein Drittverwerter für DQHA-Informationen? Denn wenn bereits das QHT Informationen bringt, die ihrerseits bereits früher im Internet zu lesen waren, dann erscheint es vollkommen sinnfrei, diese mit weiteren Verzögerungen im QHJ erscheinen zu lassen.

Und so bleiben zwei Fragen:

Erstens – ist die Produktion einer wöchentlichen Publikation wie das QHT tatsächlich absolut kostenneutral für die DQHA und ihre Mitarbeiter, wie behauptet wird?

Zweitens – warum hat man die Website der FEQHA nicht dahingehend aufbereitet, dass sie so breit gefächert ist wie ihre Mitglieder in Europa und gleichzeitig so aktuell wie eine Website sein sollte?

 

Von Kerngeschäft und Richtlinienkompetenz

Zusammenfassend erweckt die DQHA zunehmend den Eindruck, dass ihr der rote Faden abhanden gekommen ist. Immer öfter werden Dinge begonnen, die nicht zu Ende gedacht oder gebracht werden und noch weniger abgestimmt erscheinen. Der vollkommen strategiefreie Verbrauch von Ressourcen führt dabei bei den meisten Beteiligten irgendwann zu purem Frust.

Es begann mit der Chevrolet Trophy, deren Teilnahmebedingungen alleine 15 Punkte umfassten. Was mit einem glücklichen Finale 2003 endete, funktionierte 2004 mit W. Pleasure nicht mehr. Wenig attraktive Qualifikationsturniere und der Situation nicht zugeschnittene Bedingungen führten zu drei Startern im Finale in Kreuth. Grund genug, für den Sponsor Blue Ribbon, frühzeitig abzureisen. 

Fazit: Keine Trophy in 2005, kein Chevrolet mehr, kein Blue Ribbon mehr.

Die finanziellen Herausforderungen werden auf der Jahreshauptversammlung vielleicht diesmal detaillierter erläutert. Abschreibungen von 30.000 EUR im Jahr 2003, welche Anlagewerte standen diesen gegenüber?

Verwaltungsaufwendungen in sechsstelliger Höhe – alleine die Hälfte jeden Mitgliederbeitrages würde demzufolge für Verwaltungsaufwendungen verbraucht werden. Manchen Mitgliedern drängt sich da die Frage auf, ob mittelständische Unternehmen ihren Betrieb ähnlich führen würden.

Die Kommunikation der DQHA in Form von Presseberichten schien im letzten Jahr von einem vollkommen anderen Planeten unseres Sonnensystems zu stammen, selbst Vorstandsmitglieder zeigten sich zunehmend irritiert.

So mag man als Vorstand vielleicht nicht über „ungelegte Eier“ sprechen, aber Transparenz und lückenlose Informationspolitik kann man diesem Vorstand sicherlich nicht vorwerfen.

So stellt sich zwangsläufig die Frage, ob sich die Vereinspolitik nicht schon längst von Vereinszweck und Mitgliederwillen abgekoppelt hat.

Sollten die Mitglieder zu reinen Transferzahlern werden, die die ihnen präsentierten und vorausgewählten Informationen abnicken sollen, dann darf man nicht erwarten, Verständnis für Fehler zu bekommen und sich einer zunehmenden Verschärfung der (öffentlichen) Auseinandersetzung gegenüber zu sehen. Vereinsaustritte sind immer die letzte Option der Kritik.

Präsident Bernhard Hünnekens und sein Vize Thomas Reith müssen sich also am kommenden Sonntag fragen lassen, ob sie das Steuerrad der DQHA noch voll im Griff haben und wohin die Reise gehen soll. Zur Erinnerung:

„Die Deutsche Quarter Horse Association e.V. ist ein anerkannter Zuchtverband. Ziel ist es, die Rasse American Quarter Horse in Deutschland zu promoten sowie die Zucht und den Sport mit diesen Pferden zu fördern.“

Kerngeschäft heißt das Zauberwort derzeit in der Wirtschaft. Sich darauf zurückzuziehen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von der sinnvollen Ausrichtung von Ressourcen auf das, was man am besten kann.

Und die DQHA ist sicherlich gut beraten, einmal selbst zu überprüfen, ob sie noch Kerngeschäft betreibt, oder ob Nebenschauplätze nicht schon längst der Hauptinhalt der Vereinsarbeit geworden sind.

In der Politik nennt man es die Richtlinienkompetenz des Kanzlers.

Sie bestimmt die Eckwerte, an denen die Bundesminister die Leitung ihrer Ministerien ausrichten müssen.

Wenn aber ein Antrag aus der Mitgliederschaft soweit reicht, Stellen-beschreibungen für Vorstandsmitglieder auszuarbeiten, dann darf der geneigte Betrachter sich fragen, wer eigentlich „der Chef von dem Ganzen“ ist.

So sinnfrei der Antrag sein mag – Wer will denn die Einhaltung der Stellenbeschreibungen eigentlich prüfen? Mit welchen Sanktionen?

Der Antrag bewirkt vor allem eins – er macht ein Führungsvakuum des Vereins offenbar.

Bernhard Hünnekens hat mit seiner Mannschaft, eine erfolgreiche JHV am Sonntag vorausgesetzt,  noch ein Jahr, nicht nur seinen zahlenden 5.000 Mitgliedern, sondern auch einer zunehmend wachsenden und sehr interessierten Öffentlichkeit zu beweisen, dass er diese Kompetenz besitzt und ausüben kann.

Wenn er denn wirklich noch will. Es sind bereits Spekulationen im Umlauf, nach denen nicht nur Andreas Mamerow, sofern er von der FN bestätigt wird, eine Tätigkeit im FN Disziplinenbeirat Reining ausüben wird, sondern auch Bernhard Hünnekens sich stark für einen Posten dort interessiert.

Klarheit über diesen Punkt wird, wenn nicht die Jahreshauptversammlung, dann das Treffen des Beirates Mitte April bringen, wenn alle Vereine ihre Vertreter nominiert haben.

So  wird es wohl ein langer Sonntag werden in Frankfurt, angesichts der Fragen und Herausforderungen und der Personen, die diese beantworten und lösen sollen.
Man darf allen viel Fortune wünschen.