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Zucht: Den Absatzstress beim Fohlen reduzieren
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Dr.agr. Dr.agr. habil.
Ines von Butler-Wemken

ist Expertin für für den Bereich Vererbung/Genetik im wittelsbuerger.com-Expertenforum.

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Die Trennung von der Mutterstute ist für ein Fohlen immer mit einer besonderen Belastung verbunden. Das Absetzen der Saugfohlen sollte daher mit besonderer züchterischer Sorgfalt geplant und durchgeführt werden.

Das Sozialverhalten des Fohlens beachten

Pferde sind soziallebende Tiere, die in Herdenverbänden mit ausgeprägten Rangordnungen leben. In natürlichen Herden kann die soziale Bindung zwischen der Mutterstute und ihren Nachkommen dann sogar über mehrere Jahre beobachtet werden. Die Stute und ihr neugeborenes Fohlen erkennen sich zunächst nur über den Geruchssinn. So wird zu Beginn eines jeden Saugvorgangs das Fohlen auch berochen und damit seine Identität überprüft. Später verständigen sich Mutterstute und Fohlen auch über akustische und optische Signale. Verhaltensstudien haben gezeigt, dass die Saugfohlen nach der Geburt 40 bis 60 mal täglich das Euter der Mutter aufsuchen. Die zahlreichen Saugvorgänge sind notwendig, da das Pferdeeuter nur sehr begrenzte Speicher, die sogenannten Milchzysternen, enthält. Im Alter von zwei Monaten saugt das Fohlen noch ca. 20 mal, mit sechs Monaten nur mehr zehn mal und weniger bei der Mutter. Schon ab der achten bis zwölften Lebenswoche reicht die alleinige Versorgung des Fohlens mit der Muttermilch nicht mehr aus. Drei Monate nach der Geburt bietet die Muttermilch so nur noch 50 Prozent der Protein- und Energiemenge zur Erhaltung des schnell wachsenden Fohlens. Das Fohlen wird daher bereits im ersten Lebensmonat mit der Futteraufnahme beginnen, und der Züchter sollte diese ab dem dritten Lebensmonat gezielt unterstützen.

Den Wachstumsknick verhindern

Saugfohlen werden meist im Frühherbst von den Mutterstuten abgesetzt. Normalerweise sind die Fohlen dann schon über sechs Monate alt. Auf den großen Vollblut Gestüten und in der Leistungspferdezucht ist es heute allerdings vielfach üblich, Saugfohlen schon ab dem 4. Lebensmonat von der Stute zu trennen. Dies setzt ein optimales Management mit ausgewogenem Futterplan voraus. Mit der Trennung von der Mutterstute wird eine natürlich aufgebaute soziale Bindung frühzeitig aufgebrochen. Für das Fohlen ist das Absetzen daher immer mit einer besonderen Belastung verbunden. Diese wird größer, wenn Saugfohlen nicht mit Jahrgangsgefährten aufwachsen können. Verhaltensstörungen, wie etwa das Koppen und das Kreislaufen können ihren Ursprung durchaus in einer nicht sorgfältig vorbereiteten Trennung von der Mutterstute haben. Nicht selten lässt sich nach dem Absetzen zunächst auch ein verzögertes Wachstum nachweisen. Mit dem sogenannten kompensatorischem Wachstum wird diese Reduktion zwar später meist wieder aufgeholt. Doch der Wachstumsknick und das anschließende stärkere Wachstum führt beim Fohlen doch zu einer deutlichen Veränderung der natürlich angelegten Wachstumskurve und kann in der Praxis durchaus auch Skelettschäden ( „weiche Knochen“) hervorrufen, die sich nicht mehr ausgleichen. Einen solchen Wachstumseinbruch haben auch Absatzfohlen wenn sie nicht schonend abgesetzt werden, Körner und Raufutter noch nicht in ausreichender Menge aufnehmen können oder aber auch viel zu früh auf Anwelksilage umgestellt wurden. Eine Wachstumsdepression wird aber auch bei Absatzfohlen folgen, die bei den Rangkämpfen um die Futteraufnahme in der neuen Gruppe unterliegen.

Fohlen immer in Gruppen halten

Die Absetzer werden am günstigsten in großzügigen Laufställen mit einem freien Zugang zum Auslaufbereich untergebracht. Bei gleicher Grundfläche ist ein Rechteck immer einem Quadrat vorzuziehen. Einzelfressstände verhindern Rangkämpfe bei der Futteraufnahme und erlauben gezielte individuelle Fütterungsmaßnahmen auch bei Gruppenhaltung. Abgesetzte Fohlen verhalten sich in den ersten vierzehn Tagen gegenüber anderen Fohlen meist besonders aggressiv, scharren und saugen an den Genitalien anderer Jungpferde. Die Fohlen sollten daher möglichst mit vertrauten Jahrgangsgefährten abgesetzt und gehalten werden. Durch frei zugängliche Auslaufbereiche lassen sich Aggressionen zwischen den Jungtieren zudem sehr deutlich reduzieren. Besteht diese Möglichkeit tatsächlich nicht, so ist es besser, das Fohlen zunächst mit separater Fütterungsmöglichkeit im Familienverband zu belassen. Dies gilt auch für Fohlen, die in der Gruppenhaltung permanent abgedrängt werden. Eine Einzelhaltung des Fohlens sollte nicht erfolgen. Geringe körperliche Belastung und die Reizverarmung bei Einzelhaltung erhöhen die Stressanfälligkeit des Jungpferdes ganz erheblich. Doch auch die Gruppenhaltung ohne ausreichende körperliche Bewegung kann sich vor allem negativ auf die Skelettreifung des Absetzers auswirken. Bei der Einzelhaltung werden zudem alle Verhaltensbereiche nachhaltig gestört. So reduzieren einzeln gehaltene Fohlen selbst bei optimaler Versorgung ihre durchschnittlichen Liegezeiten im Vergleich zur Gruppenhaltung um fast 25 Prozent.

Den Absatzstress reduzieren

Fohlen empfinden das Absetzen selbst insgesamt als weniger belastend, wenn sie vorher bereits auf eine getrennte Fütterung (Körner und Rauhfutter) eingestellt wurden. So haben umfangreiche Verhaltensstudien gezeigt, dass eine vorhergehende getrennte Fütterung des Saugfohlens mit Sichtkontakt zur Mutterstute zu den geringsten Stressanzeichen beim Absetzen führt. Auch auf der Weide lässt sich dies gut mit einem Fohlenschlupf realisieren. Mit geringem Aufwand wird hierzu ein Weideteil abgegrenzt, zu dem nur die Fohlen Zugang haben. Eine plötzliche vollständige Trennung von der Mutterstute kann das Fohlen dagegen über einen längeren Zeitraum stark belasten. Gut bewährt hat es sich auch der Jungpferdegruppe nach dem Absetzen zunächst ein älteres Pferd (ältere Mutterstute oder Wallach) beizugeben. In größeren Gestüten bietet sich als schonendes Absetzverfahren auch die schrittweise Herausnahme der Mutterstuten über einen längeren Zeitraum an. Hier werden dann bei gemeinsamer Haltung zunächst die Mutterstuten der ältesten Jungpferde herausgenommen. Zahlreiche Untersuchungen an verschiedenen Pferderassen bestätigen eindeutig den Vorteil solcher schonenden Verfahren. Praxisziel muss es dabei immer sein die Jungpferdegruppe nicht unvermittelt sich selbst zu überlassen. Neben diesen züchterischen Maßnahmen, die vor allem das Sozialverhalten des Pferdes berücksichtigen, wird es notwendig werden, einen sorgfältigen Hygiene- und Fütterungsplan, möglichst mit fachlicher Unterstützung, aufzustellen.



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z.B. Dr. Ines von Butler-Wemken für den Bereich Vererbung/Genetik.
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Quelle Ines von Butler-Wemken

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