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Daraus kann man rückschließen, dass das Verhalten im Umgang mit dem Pferd eine
entscheidende Rolle bei der Unfallverhütung spielt. Insbesondere muss der Ausbildung
des Pferdes eine tragende Rolle zugedacht werden, um den Reitsport sicherer zu
machen. Hier scheint der Westernreiter eine Vorreiterrolle zu spielen, denn die
Ausbildungspraktiken dieser Reitweise hat ein sicheres und angenehm zu reitendes
Pferd zum Ziel. Schon bei der Ausbildungsarbeit am Boden legt man großen Wert
auf ein gehorsames und ruhig stehendes Pferd, was den Umgang allgemein erleichtert
und somit auch sicherer macht. Ausbildung
– Grundlage der Sicherheit im Reitsport Die
Sicherheitsausbildung beginnt bereits beim Führen des Pferdes. Obwohl so mancher
Westernreiter in „cooler“ Manier sein Pferd am langen Führstrick hinter sich herlaufen
lässt, ist diese Praxis immer mehr verpönt. Mit gutem Grund: Auch ein noch so
abgeklärtes Westernpferd kann einmal erschrecken und könnte der führenden Person
in den Rücken springen. Deshalb ist es wichtig darauf zu achten, das Pferd auf
Hals-/Schulterhöhe zu führen, um dessen Reaktionen stets im Blick und eine allgemein
bessere Einwirkung zu haben. Selbstverständlich sollte außerdem sein, dass der
Führstrick nicht um die Hand gewickelt wird. Die Führleine wird auf eine Weise
in Schlaufen getragen, die durch die Hand gleiten, wenn das Pferd sich loszureißen
versucht. Andernfalls könnte sich der Führstrick um die Hand festziehen. Der Mensch
könnte bei einem fl iehenden Pferd nicht mehr loslassen und würde mitgeschleift
werden. Diese Situation hat schon mehrfach zu tödlichen Unfällen geführt. Beim
Führen eines Pferdes sollte zudem darauf geachtet werden, dass man das Tier bei
Wendungen von sich weg dreht, um zu verhindern, dass einem der Vierbeiner auf
die Füße tritt. Bei heftigen und ungestümen Pferden ist es außerdem empfehlenswert,
sie mit einer Führkette oder einem Gebiss auszustatten, um bessere Kontrolle zu
erhalten. Neben der konsequenten
Ausbildung des Pferdes vom Boden aus, bei der das Tier lernen sollte, seine Aufmerksamkeit
stets auf den Menschen zu richten und seinen Anweisungen Folge zu leisten, was
der Grundstock für einen sicheren Umgang darstellt, sollte das Pferd auch vom
Sattel aus einer fundierten Ausbildung unterzo- Ein Reithelm gibt zusätzliche
Sicherheit - auch dem Westernreiter! Foto: Renate Ettl OUTFIT & FASHION 27 WESTERNREITER
– Juni 2007 gen werden. Dies erfordert ein hohes reiterliches Können und viel
Erfahrung im Umgang mit Pferden. Darum ist nicht nur die Ausbildung des Pferdes
ein wichtiger Sicherheitsaspekt, sondern auch die des Reiters. Ein gut ausgebildeter
Reiter ist in der Lage, auch sein Pferd auf ein hohes Ausbildungsniveau zu bringen.
Pferde, die weder buckeln, steigen, durchgehen oder sich anderweitig der Kontrolle
des Reiters entziehen, sind als wesentlich sicherer einzustufen. Die Ausbildung
des Pferdes hat darum nicht nur ein höheres reiterliches Niveau zur Folge, das
einem auf Turnieren entscheidende Vorteile bringt, sondern ist die Voraussetzung
für sicheres Reiten und unfallfreien Umgang mit dem Tier. Material
regelmäßig überprüfen Trotz
bester Ausbildung bleibt das Pferd als lebendes Wesen dennoch in einer gewissen
Weise unberechenbar. Die Reaktionen sind nicht immer kalkulierbar. Man spricht
hier von einer „grundsätzlichen Tiergefahr“. Der Pferdebesitzer kann sich also
nie hundertprozentig sicher sein, dass sein top ausgebildetes Pferd in jeder Situation
scheufrei bleibt. Aus diesem Grund ist es zum einen ratsam, eine ausreichende
Tierhalterhaftpfl ichtversicherung abzuschließen (was aber nicht zur Fahrlässigkeit
verleiten sollte), zum anderen auch weitere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Zu
den zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen gehört eine sinnvolle Ausrüstung und Kleidung.
Grundsätzlich sollte man eine strapazierfähige und bequeme Kleidung wählen, wenn
man mit Pferden umgeht. Kurze Hosen sind tabu, ebenso wie Sandalen oder Schuhe,
die nicht fest genug sind, um einen Pferdetritt abzumildern. Wenn man vom Boden
aus mit dem Pferd umgeht, empfehlen sich durchaus Schuhe mit eingearbeiteter Stahlkappe,
die die Zehen schützt, wenn einem das Pferd doch mal auf die Füße treten sollte.
Grundsätzlich aber ist festes Schuhwerk ein absolutes Muss. Barfuß oder mit leichten
Schuhen wie Sandalen sollte man sich nicht in der Nähe von Pferden aufhalten,
geschweige denn irgendwelche Arbeiten am Pferd verrichten. Die
Ausrüstung des Pferdes muss ebenso einer sicherheitstechnischen Prüfung standhalten.
Zunächst ist auf die Reißfestigkeit von Anbindestricken und Führleinen zu achten,
auf stabile Halfter und qualitätsvolles Zaumzeug. Der Sattel muss ständig einer
Qualitätskontrolle unterzogen werden, insbesondere werden die Nähte, der Tie Strap
(Gurtungsriemen) und Off Billet (Gurtungsriemen auf der rechten Seite des Sattels)
einer sorgsamen Prüfung auf Reißfestigkeit unterzogen. Unfälle aufgrund von Materialermüdung
können vermieden werden, wenn die Kontrolle zur Routine wird und alle Schwachstellen
frühzeitig repariert beziehungsweise die Teile ausgewechselt werden. Wenn
die Ausrüstung des Pferdes keine Schwachstellen aufweist, gilt es, das Augenmerk
auf die Kleidung des Reiters zu richten. Während festes Schuhwerk – vorzugsweise
mit Stahlkappe – bei der Arbeit am Boden ausreicht, müssen andere Anforderungen
an das Schuhwerk für das Reiten gestellt werden. Wichtig ist ein über die Knöchel
reichender Schuh oder Stiefel, der das Sprunggelenk des Reiters ausreichend schützt. Wichtig
sind außerdem Schuhe mit Absätzen, die verhindern sollen, dass man mit dem Fuß
durch den Steigbügel rutscht. Bei einem Sturz könnte man auf diese Weise im Steigbügel
hängen bleiben und mitgeschleift werden. Zusatzausrüstung
für mehr Sicherheit Für
die Bodenarbeit sollte man neben festem Schuhwerk auch an geeignete Handschuhe
denken, die vor Verbrennungen schützen, wenn das Pferd einem mal den Strick durch
die Hand ziehen sollte. Die Kleidung an sich sollte nicht zu eng, aber auch nicht
zu locker sitzen. Die Bewegungsfreiheit darf nicht eingeschränkt werden, bei einer
zu lockeren Kleidung jedoch könnte es passieren, dass man vor allem beim Absteigen
am Sattelhorn hängen bleibt. Neben diesen alltäglichen Überlegungen rückt der
Sicherheitsgedanke beim Reiten immer deutlicher in den Vordergrund. Obwohl die
beste Sicherheit immer eine gute Ausbildung von Reiter und Pferd darstellt, kann
man sie nie übertreiben. So sind zusätzliche Sicherheitsausrüstungen beim Reiten
durchaus sinnvolle Ergänzungen, die man nicht außer Acht lassen sollte. Untersuchungen
haben gezeigt, dass die Verletzungen von Reitunfällen in den meisten Fällen den
Kopf betreffen, gefolgt von Schulter, Rücken und Extremitäten. Somit sollte man
dem Kopfschutz eine besondere Bedeutung zukommen lassen. Auch wenn der Westernreitsport
als sicherere Reitart gilt, was mit der Form des Sattels, den breiten Steigbügeln
und der fundierten Ausbildung des Pferdes begründet wird, können auch im Westernsattel
Unfälle passieren. Denn auch der Westernreiter fängt mal an und junge Pferde sind
ebenso noch unsichere Kandidaten unter dem Sattel. Selbst „alte Hasen“ sind nicht
davor gefeit, einmal zu erschrecken. „Bedienungsfehler“ wie ein zu lockerer Sattelgurt
oder einfach Unachtsamkeit des Reiters können ebenso zu Unfällen führen. Reithelm
auch für den Westernreiter Darum
– und weil wie eingangs erwähnt, die meisten Verletzungen bei einem Sturz am Kopf
zu befürchten sind – ist das Tragen eines Reithelms im Sattel immer und überall
eine dringende Empfehlung für alle Reiter. Die Begründung des Stilbruchs, den
der Westernreiter damit begeht, ist ein schwaches Argument im Vergleich zur zusätzlichen
Sicherheit, die man damit gewinnt. Das Tragen eines Reithelms wird sogar im Regelwerk
der EWU für Turniere empfohlen, doch praktiziert wird dies nur in Disziplinen,
in denen das Tragen des Reithelms vorgeschrieben ist (Führzügelklasse, Walk-Trot-Klassen).
Bestenfalls wählen Freizeitreiter noch einen Reithelm, allerdings meist aufgrunddessen,
weil sie keinen passenden Westernhut besitzen. Auch die Argumente, dass man mit
Helm stark schwitzen muss oder dieser am Kopf drückt, kann man nicht gelten lassen.
Moderne Helme sind luftig und leicht, so dass ein angenehmer Tragekomfort durchaus
gegeben ist. Es wäre wünschenswert, wenn sich das Tragen eines Reithelms im Westernreitsport
besser durchsetzen würde. Sinnvoll
ist ebenso das Tragen von Protectoren, die insbesondere die Wirbelsäule bei Stürzen
schützt. Für den Vielseitigkeitsreiter ist diese Schutzmaßnahme profi laktisch,
der Freizeitreiter denkt nicht mal an eine solche Schutzmöglichkeit. Auch wenn
Profi reiter – speziell im Springund Vielseitigkeitssport – ein höheres Risiko
eingehen, fehlt dem Freizeitreiter meist die fundierte Ausbildung, so dass der
Turnierreiter trotz des höheren Risikos in der Regel dennoch einer geringeren
Unfallgefahr ausgesetzt ist. Zwar
muss jeder Reiter für sich selbst entscheiden, welche Risiken er eingehen will,
es spricht aber nichts dagegen, das reiterliche Risiko so gering wie möglich zu
halten. Eine gute Sicherheitsausrüstung kann dazu erheblich beitragen.
Quelle: Renate
Ettl für westernreiter (EWU)
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