Viel wurde im Vorfeld diskutiert über das Abreiten auf Turnieren vor dem Hintergrund der Berichterstattung der Zeitschrift cavallo. Aber anders als vielleicht befürchtet, fällt der Bericht der cavallo wesentlich positiver im Vergleich zu dem aus, was bereits über Dressur- oder Isländerprüfungen geschrieben wurde.

Denn im Schluß bleibt der cavallo nur die Frage, ob Abreiteaufsichten vielleicht früher eingreifen sollten. Weil aber auf der DQHA Q8 dazu keine Kritik zu üben war, "anders als bei vielen Klassikprüfungen" wurde das Cavallo-Team in Aachen von der Abreiteaufsicht Hubertus Lühring sofort ernst genommen, mussten Erzählungen von der AMERICANA als Kritik herhalten. Dort soll ein Reiter gegen die Bande gestoppt haben, aber der "Reiter wurde ausgebuht".

Dennoch sollte dieser Artikel scheinbar eine Tendenz haben, und so kommen nur die Experten als Bild-Kommentatoren zu Wort, die diese Tendenz unterstützen. Peter Kreinberg, der das Abreiten des aktuellen Europameisters Jr. W. Pleasure Matteo Sala als "in unnatürliche Verspannungshaltung gezogen" und "Einschüchterung" interpretiert.
Simone Boden, Westerntrainer C, die in ihrer Vorstellung schon behauptet, daß die "Reitkunst der US-Cowboys zusehends verkommt".
Alleine Dressurrichterin Dr. Ulrike Thiel sah "vereinzelt positive Bilder".

Und so mag es dem Leser fast schon ironisch vorkommen, daß ein "Lifter-Bit" den Experten vollkommen unbekannt ist und auf Anfrage vom Präsidenten der DQHA erklärt werden muß (s.u.). Und weil keiner der Experten etwas wusste, sollte zu allem Überfluss Martin Plewa, der Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Langenfeld, anhand von Bildern über die Wirkungsweise spekulieren.

Interessant ist auch, wie sachlich in der Interpretation der Bilder die Tierärtin und Dressurrichterin Dr. Thiel bleibt, während die beiden "Western-Experten" sich schnell in massiven Vermutungen versteigen. Zu einem Bild eines Jugendlichen aus dem Norden analysiert Frau Dr. Thiel eine "Lendenblockade", während Peter Kreinberg schon einen "schief sitzenden Reiter" diagnostiziert, der hier "versucht, ein Pferd zu unterwerfen", was "eine Trainingsroutine zu sein scheint." Da bleibt der dritten Expertin Simone Boden nur noch die Vermutung übrig, "daß der Reiter sein Pferd zum Spin bringen" will.

Schade, wären die Experten besser informiert und bei der Sache gewesen, hätten durchaus gute Anstösse kommen können, die ohne Frage vorhandenen unschönen Bilder auf den deutschen Abreiteplätzen zu vermeiden. Könnten Verbände wie Reiter die Kritik der cavallo ernst nehmen, wären aus einem gut recherchierten Artikel in der cavallo wohlmöglich schnell Maßnahmen der Verbände entstanden.

"Eine allgemeine und unverbindliche Schelte wird der Sache nicht gerecht", schrieb DQHA-Präsident Hans-Jürgen Förster vor zweo Wochen der cavallo. Nach dem erstaunlich unmotivierten und oberflächlichen Bericht der cavallo blieb selbst dieser zum Schluß nichts anderes übrig, als zuzugeben, daß er damit "mit der cavallo auf einer Wellenlänge liege".

Das Heft erscheint am Mittwoch, den 19. November, an den Kiosken.

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